Die
Bewegung gegen die Startbahn West - August 1983
Der Rhein- Main- Donau- Kanal
Bis
zu seiner Fertigstellung soll er nach offiziellen Angaben noch (!)
4,5 Milliarden DM verschlingen. Ein Projekt, an dem ökonomisch
nur die bayrische Landesregierung und selbstredend die Bauindustrie
ein Interesse haben kann. Für die bayr. Landesregierung bedeutet
es Anbindung des traditionell extrem "strukturschwachen"
Gebietes zwischen Regensburg und Passau (Bayr. Wald) an einen Schiffahrtsweg,
der sich dann vom Rotterdamer Hafen über das Ruhrgebiet, die
Rhein- Main- Region, das Industriedreieck Nürnberg/Erlangen/Fürth
durch Österreich (Linz/Wien), die Tschechoslowakei (Bratislava),
Ungarn (Budapest), Jugoslawien (Belgrad), entlang der rumänisch-
bulgarischen Grenze (Bukarest und Sofia) bis ins Schwarze Meer erstreckt
(zusätzliche Anliegerstaaten UdSSR und Türkei).
Forcieren würde dies eine Industrialisierung des bisherigen
"Feriengebiets" Bayrischer Wald. Attraktiv für's
Kapital ist dieser als - bedingt durch traditionell hohe Arbeitslosenzahlen,
Heimarbeit etc. - ausgesprochene "Billiglohnregion". Nach
der "Wende" vom letzten Oktober und dem kurz darauf gefällten
Entschluß, den Kanal fertigzustelen, hat der BMW- Konzern
prompt reagiert und Regensburg (an der Donau) zum Standort für
ein schon länger geplantes neues Zweigwerk bestimmt.
National gesehen wird die Fertigstellung des Kanals allerdings
erhebliche wirtschaftliche Folgen für den Hamburger Hafen (zugunsten
von Rotterdam) und für die sowieso schon defizitäre Bundesbahn
haben, die, um konkurrenzfähig zu bleiben (das ist nun mal
die immanente Logik), ihre Frachttarife senken müßte.
Welche darüber hinausgehende Funktion hat also dieser keiner
gesamtstaatlichen ökonomischen Kosten- Nutzen- Analyse standhaltende
Kanal, außer Unsummen an Geldern in die Bauindustrie zu verpulvern?
Der ehemalige Bayr. Innenminister Tandler hat's in aller Offenheit
angedeutet: der Kanal könne im Kriegsfall als Aufmarsch- und
Versorgungslinie dienen. Was die Aufmarschlinie betrifft: der Kanal
(als 25 m tiefe und bis zu 290 m breite Betonrinne) deckt mit und
als Verlängerung der Donau die gesamte deutsch- tschechoslowakische
Grenze (zwischen Bamberg und Passau) in einer Entfernung von minimal
35 km und maximal 120 km Luftlinie ab.
Darüberhinaus drängt sich geradezu auf, daß der
Kanal Bestandteil einer Vorverlegung der 1. atomaren Verteidigungslinie
ist. Dies vor allem im Zusammenhang mit dem "Master Restationing
Plan" (MRP), der eine Verlegung der in der Rhein- Main- Region
stationierten US- Truppen in nordöstlicher Richtung zur DDR-
Grenze hin beinhaltet. Der neue Verlauf dieser Linie wäre dann
die Achse aus folgenden zumeist Stationierungsorten von Bundeswehr
und (vorwiegend) US- Truppen:
Mühldorf - Ohu(AKW)/Landshut - Rottenburg - Kelheim(Mündung
Donau/Kanal; in unmittelbarer Nähe A- Waffenlager) - Nürnburg
(massierte US- Präsenz; zahlreiche Depots) - Grafenrheinfeld(AKW)/Schweinfurt
- Bad Kissingen - Wildflecken(geplanter US- Standort im Rahmen von
MRP)/Gersfeld - Fulda (u.a. Chemical Detachment) - Schlitz (geplanter
US- Standort auf dem Eisenberg im Rahmen von MRP) - "Fulda
Gap" (Fulda Senke) - Hattenbach ("Ground Zero" =
0- Punkt = Aufschlagspunkt der A- Bombe)/ Bad Hersfeld - Schwarzenborn
- Borken(geplantes AKW/Schnittpunkt mit nördlichem Teil der
Linie)/Homberg.
Unweit westlich dieser Linie befinden sich die - im Rahmen von
MRP - gerade fertiggestellten bwz. noch im Bau befindlichen hessischen
Munitionsdepots (Alsberg, Gundhelm, Gieseler Forst, Grebenhain,
Ottrau).
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