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148. Prozesstag: 23.10.2003
Die RZ gibt's schon lange nicht mehr
Nur auf Grund einer halbstündigen Unterbrechung - Rechtsanwalt
Eisenberg hatte sich verspätet -, wurde heute bis 10.15 Uhr verhandelt.
Erneut ging es kurz und knapp zur Sache.
Rechtsanwalt Eisenberg stellte einen Beweisantrag, der darauf abzielte,
den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz und den Anfang
der 1990er Jahre amtierenden Leiter des Berliner Staatsschutzes
zu laden. Beide Herrn sollen bekunden, dass alle relevanten Sicherheitsbehörden
bereits 1991 davon ausgegangen sind, dass sich die Berliner Revolutionären
Zellen (oder Zelle?) (RZ) aufgelöst haben, und dass das so genannte
Patriarchatspapier als Auflösungspapier angesehen worden ist. Zudem
versuchte Rechtsanwalt Becker, den Senat dazu zu bewegen, eine Erklärung
abzugeben, dass auch die Kammer grundsätzlich davon ausgehe, dass
die RZ nicht mehr existiere. Doch auf den Stühlen des Senats bewegte
sich nichts.
Dafür gab Rechtsanwalt Euler im Namen seines Mandanten Rudolf
Sch. eine Erklärung
ab. In dieser erklärte Rudolf Sch. erneut, dass bei ihm und seiner
Frau Sabine E. nach dem Anschlag auf Korbmacher und mit Beendigung
der RZ-Flüchtlingskampagne ein grundsätzlicher Perspektivwechsel
eingesetzt habe. Die Pistole, die für das Attentat auf Korbmacher
benutzt worden sei, habe man in ein Tuch eingewickelt und von einer
Brücke in den Landwehrkanal geworfen. Sabine E. habe diesen Perspektivwechsel
zudem in dem von ihr 1987 verfassten Patriarchatspapier, das im
Februar 1989 veröffentlicht worden ist, umfänglich begründet. "Da
wir kein offizieller Verein waren", so Rudolf Sch., "konnten wir
keinen Auflösungsantrag stellen, um unsere Haltung zu dokumentieren.
Unser konsequent durchgehaltener Ausstieg konnte und sollte aber
genau so verstanden werden. Er ist auch so verstanden worden. Schließlich
sind die anderen uns gefolgt."
Auf die Frage, wann von der Bundesanwaltschaft eine Stellungnahme
auf den Antrag von Rechtsanwalt Kaleck vom vorhergehenden Prozesstag
zu erwarten sei, erklärte Bundesanwalt Bruns, nachdem er seinen
vorschnellen Gehilfen Walenta zurechtgewiesen hatte, die ganze Sache
sei in Vorbereitung. Man habe die für heute angekündigte Erklärung
von Rudolf Sch. abwarten wollen, um die Sache "ganzheitlich" abarbeiten
zu können. Vielleicht bringt ja diese ganzheitliche Methode wieder
mehr Spannung in den Prozess.
Der nächste Prozesstag findet am 30.10.2003 statt.
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