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Kammergericht
- 1. Strafsenat -
Elßholzstraße 30 - 33
10781 Berlin
In der Strafsache
gegen
Rudolf Schindler u.a.
(1) 2 StE 11/00 (4/00)
gebe ich für Herrn Schindler folgende Erklärung zu der
Aussage Tarek Mouslis in der letzten Haupverhandlung ab:
"Tarek Mousli ist in der letzten Hauptverhandlung mit der
Aussage der Zeugin Irmgard H. konfrontiert worden. Zu seinem Verhältnis
zu Irmgard H. ist er zuletzt von Rechtsanwalt Euler in der Hauptverhandlung
vom 31.10.2002 befragt worden. Dort hatte er auf die einfache Frage,
ob er Sabine Eckle einmal mit Irmgard H. zusammengebracht habe,
geantwortet: 'Nein, ganz klar nein'.
In der Hauptverhandlung vom 15.08.2003 reklamierte er nun plötzlich
doch eine Erinnerung daran, dass Irmgard H. mit Sabine Eckle zusammengetroffen
war. Seine geradezu lächerliche Behauptung war allerdings,
er könne sich nur daran erinnern, dass Sabine Eckle ein Bedürfnis
nach Kontakten zu Legalen gehabt habe, nicht jedoch daran, dass
Irmgard H. Sabine Eckle trainiert habe, um dann später weiter
die absurde Behauptung aufzustellen, offene Kontakte zwischen illegalen
RZ-Mitgliedern und Personen, die mit den revolutionären Zellen
nichts zu tun hatten, seien kein Verstoß gegen die Regeln
der RZ gewesen. Tarek Mousli tut so, als ob er nie dabei gewesen
wäre.
Das typische Aussageverhalten des Tarek Mousli, erst etwas zu leugnen
und zu bestreiten und dann, wenn ihm nachweisbare Tatsachen vorgehalten
werden, diese mit windigen Ausflüchten einzuräumen, dieses
Aussageverhalten ist exemplarisch an der Krankengeschichte von Sabine
Eckle zu beobachten.
Tarek Mousli schildert sowohl in seinen Vernehmungen als auch in
seinen Aussagen vor Gericht Sabine Eckle als eine Megäre, ein
energiegeladenes Flintenweib. Wir erinnern uns alle an seine diffamatorischen
Äußerungen und brauchen sie hier nicht zu wiederholen.
Zu diesem, von Mousli gezeichneten Bild, passt es nun überhaupt
nicht, wenn er einräumen muss, dass Sabine Eckle zu der fraglichen
Zeit so krank und schwach war, dass er sie selbst zu seiner Ärztin
brachte. Dieser Vorschlag konnte logischerweise nur von ihm selbst
kommen, da Sabine oder ich unmöglich wissen konnten, dass seine
Ärztin Menschen in Notfällen auch ohne Krankenschein behandelte.
Die Behandlung schloss eine aufwendige Blutanalyse nach neuesten
Erkenntnissen der Allergieforschung ein und war, wie jeder Allergiker
weiß, nicht einfach mit Tabletten zu kurieren, wie Mousli
behauptet hat, sondern nur durch ein quälend langwieriges Desensibilisierungsverfahren.
Der Verteidiger von Sabine Eckle, Herr Becker, hätte längst
Frau Dr. R. als behandelnde Ärztin in den Zeugenstand gerufen,
wenn er nicht bei einem Besuch bei ihr hätte feststellen müssen,
dass Frau Dr. R. einen so schweren Schlaganfall erlitten hat, dass
sie, neben anderen Schäden, ihr gesamtes Langzeitgedächtnis
verloren hat und ihren Beruf nicht mehr ausüben kann.
Obwohl diese Arztbesuche bereits im Frühsommer 1987 stattfanden,
war Sabine Eckle noch im Herbst 1987 trotz deutlicher Besserung
von der Krankheit gezeichnet. Frau H. schilderte sie hier als 'sehr
abgemagert, sehr zerbrechlich und geschwächt'. Dies lässt
zwangsläufig auf eine viel schlechtere Verfassung im Jahre
1986 und Anfang 1987 vor der Behandlung schließen, in der
Frau Dr. R. konstatierte, dass sie mit 41 Kilo nur noch das Gewicht
einer 14-Jährigen hatte, und dass ihre völlige Apathie
und Depression aus der schleichenden Vergiftung rührte.
Der Vorschlag, im Herbst 1987 nach Eintritt einer deutlichen Besserung
ein Kräftigungs- und Aufbautraining zu organisieren, kam von
Tarek Mousli und konnte nur von ihm stammen, da Sabine Eckle nicht
wissen konnte, dass Tarek Mousli einen Schlüssel zu einem Trainingsraum
hatte, und dass er eine Freundin hatte, nämlich Irmgard H.,
die sich ideal als Übungsleiterin eignete.
Dass Tarek Mousli vor Gericht partout nichts mehr von dieser von
ihm ausgehenden Initiative und Vermittlung und deren Inhalt und
Grund wissen will, die weit bedeutsamer war als der Ausstellungsbesuch,
der von Frau H. bezeugt wurde, mit der Mousli die Trainingsschritte
jeweils diskutierte, hat natürlich den durchschaubaren Grund,
dass dadurch das Bild, das er von Sabine Eckle in den wildesten
militanten Farben malte, völlig unhaltbar wird. Über die
Gründe seiner bösartigen Verleumdungen können wir
nur Mußmaßungen anstellen. Einem derart vielschichtigen
und versierten Lügner, wie Tarek Mousli es ist, ist mit rein
juristischen Mitteln wahrscheinlich nicht beizukommen; möglicherweise
fände die Psychoanalyse dafür eine schlüssige Erklärung.
Mit dieser Feststellung ist aber kein Beweisantrag verbunden.
Im übrigen denke ich, dass - abgesehen von den Angaben der
Zeugin Barbara von W. - die Rekonstruktion der langwierigen Krankengeschichte
Sabine Eckle's es ausschließt, dass sie die Frau ist, die
Herr Hollenberg gesehen und beschrieben hat. Des weiteren spricht
alles, aber auch alles, dagegen, dass eine Frau in ihrem psychisch
völlig geschwächten Zustand, von der Mousli außerdem
sagt, sie sei technisch unbegabt, an einem Sprengsatz für die
ZSA mitbaut, und ein mit seinen technischen und elektronischen Fähigkeiten
prahlender Mensch wie Mousli dabei als Lehrling zuschaut. Im übrigen
ist 1982 ein Handbuch für den Widerstand unter dem Titel "Feuer
und Flamme für diesen Staat" (Bd. 7) erschienen und auch
Herrn Mousli bekannt gewesen, in dem minutiös alle Formen und
Variationen von Spreng- und Brandsätzen zum Nachbau beschrieben
sind, so dass auch ein Laie und erst recht ein Technikspezialist
wie Mousli sie mühelos nachbauen konnte, ohne Anleitung einer
technisch völlig unbegabten und zudem kranken Frau.
Wie hier schon öfter hervorgehoben worden ist: man kann Tarek
Mousli nichts glauben, es sei denn, seine Angaben sind überprüfbar
und verifiziert worden. Wenn man ihm einfach nur glaubt, macht man
sich zu seinem Idioten."
Euler, Rechtsanwalt
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