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Aktion gegen Firma Kreuzer, Bonn und Firma Koch, Gütersloh
(August 84)
Knastkampf - drinnen und draussen!
Der Knastkampf in Bielefeld und Preungesheim hat uns erneut klargemacht,
wie wichtig der Kampf gegen die zerstörerischen Haftbedingungen
ist, für die Gefangenen, aber auch für uns hier draußen.
Und das nicht nur, weil viele zunehmend vom Knast bedroht sind,
sondern weil Knast und "freie" Gesellschaft immer mehr
zu einem einheitlichen Geflecht von Zwang, Auspressung und Zerstörung
verknüpft werden:
In den Knast kommt, wer die Normen verletzt, besonders die, die
das kapitalistische Eigentum nicht respektieren und über Verweigerung
und Aneignung ihr Leben reproduzieren. Ca. 60.000 Menschen hat dieser
Staat zur Zeit eingeknastet und es werden immer mehr, denn in Krisenzeiten
ist selbst der angepriesene Weg zur freiwilligen Ausbeutung für
viele versperrt. Zudem haben Werte wie Beruf, Ausbildung, Arbeit
an Bedeutung und damit an Integrationskraft verloren.
Auf diese neue gesellschaftliche Situation stellt sich auch das
Knastsystem ein, der Staat baut um:
Mit Mitteln des Zwangs, mit einem abgestuften System von Belohnung
und Bestrafung und nach eine genauen, nach technischen Abläufen
geplanten Alltag soll die Identität der Gefangenen gebrochen
werden, damit sie funktionsfähig für dieses System sind
oder zumindest kontrollierbar.
Mit modernsten technischen Mitteln von Isolation, Kontrolle und
Überwachung wird jede Lebensäußerung festgehalten,
um sie den breit angelegten Erziehungsprogrammen zu unterwerfen.
Knast ist also nicht das Ende der Repressionskette, sondern integrierter
Bestandteil kapitalistischer/imperialistischer Systeme. Der Kampf
dagegen ist eine Sache von drinnen und draußen.
Auch
wenn die Mauern hoch sind, Knast ist kein abgeschlossenes Gebilde,
außerhalb der eigentlichen Gesellschaft, sondern kann nur
funktionieren, indem gesellschaftliche Institutionen, Firmen, Personen
Knast von außen aufrecht erhalten: von Ärzten, Psychologen,
Bullen, Schließern, die sich nach ihrem Tagwerk in "nette"
Nachbarn verwandeln und so tun, als wär nichts gewesen. Oder
Architekten und Bauunternehmer, die - immer sachlich - an Verbesserungen
der Einmauerung arbeiten oder modernste Kanzeln mit Schießscharten
für noch bessere Kontrolle und Mord in die Mauerecken setzen.
Auch die Lebensmittelhändler, die mit ihrem vergammelten Gemüse,
das sie draußen nicht mehr loswerden, sich drinnen dumm und
dämlich verdienen. Vor allem aber honorige Firmen, die mit
unsichtbaren Abteilungen in fast alle Knäste der BRD investiert
haben und sich an der Knastarbeit bereichern.
Wir haben zwei dieser Firmen angegriffen: am 5.8.84 haben wir bei
Firma Kreuzer einen LKW in Brand gesteckt und am 11.8.84 haben wir
bei Firma Koch einen Sprengsatz gezündet.
Firma Koch in Gütersloh läßt als Subunternehmer
den größten Teil der Produktion in Knästen - besonders
in Hochsicherheitstrakten - herstellen. Heimarbeit und Knastarbeit
sind die Produktionsformen, aus denen die Firma Koch ihre Profite
zieht.
Firma Kreuzer läßt seit Jahrzehnten in den Knästen
und der Psychiatrie produzieren - Kugelschreiber zsuammensetzen
ist typische Knastarbeit. Anfang des Jahres wurde Kreuzer von der
Firma Toteck aus Düren übernommen. Mit der Drohung eines
Konkurses konnte die Hälfte der Belegschaft draußen entlassen
und die Löhne der übrigen gekürzt werden. Dadurch
ist es für die jetzige Besitzerin möglich, durch die weitere
Verlagerung der Produktion in Psychiatrie und Knast die Mehrwertauspressung
sprungartig zu steigern!
Unter härtesten Bedingungen werden die Gefangenen zu Arbeiten
gezwungen, die draußen zu teuer, zu gefährlich, zu dreckig
sind. Arbeiten, die nur Menschen in äußersten abhängigen
Situationen aufgezwungen werden können: Frauen, die durch Heimarbeit
ihre Existenz sichern müssen. Arbeiten, wie sie die Frauen
in den Weltmarktfabriken Südostasiens machen müssen. Zu
diesen Arbeiten der privaten Wirtschaft werden 56% der Gefangenen
gezwungen, davon 60% innerhalb und 40% außerhalb der Knäste.
Durch die Beschneidung der sozialen Lebensäußerungen
und der Kontakte erscheint die Arbeit oft als einzige Möglichkeit
der Betätigung. Zudem ist die Zwangsarbeit im Knast für
viele die einzige Möglichkeit, um überhaupt an etwas Kohle
ranzukommen, für den Einkauf.
Die wenigsten Arbeiten gehören zu den begehrteren, zu denen
man oder frau nur bei Wohlverhalten eingeteilt wird. In Wäschereien,
Schlossereien, Büchereien und Küche gibt es die Möglichkeit,
mal mit anderen zu reden und nicht nur immer allein auf der Zelle
die stumpfsinnigsten Arbeiten im Akkord zu verrichten. 3.000 Stecker
- oder ab in die Zelle ohne Fenster, ohne Licht, ohne Laut und Luft!
Das soll dann die allerletzte Perspektive für die Überausbeutung
im Knast sein. Die Firmen nützen das aus und machen sich zum
Komplizen des Knastes. Nur bei Erreichung des Pensums kriegen die
Knackis 5. DM bis 7, DM pro Tag, den Rest streicht die Knastverwaltung
ein.
Das Arbeitszwangsystem im Knast ist der deutlichste Ausdruck, was
das Kapital mit seiner "Wende " eigentlich anstrebt, es
schaltet von den subtilen Zwängen des "Sozialstaates"
auf ein System abgestufter Gewalt bis hin zu den Formen völliger
Kontrolle und Zerstörung. Verelendung oder Zwangsarbeit auf
Friedhöfen, das ist die neue Alternative für den Sozialhilfeempfänger.
Überausbeutung und Deportation, das ist die Alternative für
Heer illegalisierter Immigranten. Hungerlohn oder Tod im türkischen
Knast, das ist die Alternative für die illegalisierten abgelehnten
Asylanten.
Zwangsarbeit drinnen und draußen, Zerschlagen von kollektiven
Kommunikations- und Handlungsstrukturen, Isolation und Vereinzelung
im Alltag, in der Arbeit: Zellenarbeit - Heimarbeit, so daß
die Menschen ihre Unterdrückung und Ausbeutung immer weniger
gemeinsam erfahren, vereinzelt und gegeneinander ausgespielt werden,
während die Überwachung und Kontrolle über Datensammeln
und Zentralisierung immer mehr zu einem Erfassungssystem ausgebaut
werden.
Der Kampf der Bielefelder Traktgefangenen hat zwei wichtige Dinge
aufgedeckt. Trotz des hartnäckigen Widerstandes in verschiedenen
Knästen gegen Arbeit und Überwachung, arbeitet das Knastsystem
fieberhaft daran, die Techniken der Überwachung und Isolation
im Hochsicherheitstrakt voranzutreiben. Dieser wird aber nicht nur
gegen die "politischen" Gefangenen, sondern auch gegen
die "sozialen" Gefangenen eingesetzt - als politischer
Angriff gegen alle, die sich gegen die Strategien des Arbeitszwangs
und der Zerstörung zur Wehr setzen.
Es geht darum, diese angefangene Richtung des Knastkampfes weiterzuentwickeln
- gemeinsam - drinnen und draußen!
Revolutionäre Zellen und Rote Zora
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