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Anschlag gegen die Ausländerbehörde Frankfurt
(Juni 78)
Die Revolutionären Zellen haben heute Nacht im 3. Stock des
Ordnungsamtes, wo sich die Ausländerbehörde befindet,
eine Explosion verursacht, die ein Riesenloch und viele kaputte
Fenster zur Folge hatte.
Wir hätten dort am liebsten sämtliche Terror- Akten verbrannt
oder vernichtet, weil mit ihnen die Ausländer Tag für
Tag von der Ausländerbehörde terrorisiert, schikaniert
und diskriminiert werden. Doch wir mußten uns diesmal nur
mit der symbolischen Zündung der "sozialen Zeitbombe"
begnügen, wie die Herren im Bonner Bildungs- und Arbeitsministerium
die Ausländerproblematik bzw. das wachsende Problem der Kinder
und Jugendlichen der 2. Ausländergeneration nennen.
Die Ausländerbehörde ist die praktisch führende
Gewalt der brutal kalkulierten Ausländerbeschäftigungspolitik
der Bundesregierung.
Bei dieser Politik
- werden die Ausländer zuerst aus ihren Familienzusammenhängen
in ihrer Heimat gerissen, weil die deutsche Industrie billige
und leicht erpressbare Arbeitskräfte braucht. Dieselbe Industrie
wird sie jederzeit wieder fortjagen, nachdem sie wirtschaftlich,
d.h. als Arbeitskraft, Konsument, Steuerzahler und Sparer, voll
ausgesaugt worden sind.
- werden sie währenddessen sozial total isoliert, in Ghettos
gedrängt, rechtlich wie Sklaven behandelt.
- ist das Ausländergesetz als ein Terrorinstrument zu sehen,
das die Ausländer in einen chaotisierten Zustand versetzt
und ihnen das Leben zur Hölle macht.
- sind dabei die ausländischen Kinder ("zweisprachige
Analphabeten") bisher die Leidtragenden mit der größten
psychischen Belastung gewesen - eine heimatlose Generation, die
nun ihre Sache selbst in die Hand nehmen wird.
- wird die Erteilung und jährliche Verlängerung der
Aufenthalterlaubnis durch die Ausländerbehörde in die
Nähe eines Gnadenakts gerückt, als würden die ausländischen
Arbeiter die Lasten des Wirtschaftswunders nicht mittragen, wie
jeder deutsche Arbeiter auch.
- arbeitet die Ausländerbehörde zusammen mit der Polizei
an der Seite der profitgeilen Kapitalisten gegen die Ausländer
- so der Terror der Spekulanten gegen die Ausländer in Frankfurt
und ihre Unterstützung durch die Polizei; diese Rückendeckung
hat mit zahlreichen Ausweisungen der mitstreikenden Ausländer
auch einige Menschenleben gekostet: neun Jugoslawen kamen bei
einem von Spekulanten verursachten Hausbrand ums Leben.
- kriegen schließlich diejenigen Ausländer keine Aufenthaltserlaubnis
mehr, die diese barbarische Politik durchschaut haben und die
entgegen der Abspaltungsversuche der Kapitalistenbande sich im
Betrieb für die Rechte der übrigen Kollegen einsetzen,
sich aktiv am Streik beteiligen und mit den deutschen Arbeitern
eine gemeinsame Front bilden (die Folgen des Ford- Streiks, des
Elsa- Streiks, Kündigung von R. Sanches bei Opel/Bochum usw.)
- arbeitet die Ausländerbehörde dann Hand in Hand mit
der Ausländerpolizei, dem Arbeitsamt und dem Wohnungsamt,
um die Widerstandleistenden unter den Ausländern fertig zu
machen. So wird ihnen bei der Arbeit gekündigt, das Arbeitsamt
vermittelt ihnen keine Arbeit mehr, ohne Arbeit wird ihnen die
Aufenthaltserlaubnis nicht mehr verlängert und die Wohnung
gekündigt. Das Wohnungsamt kriegt von der Ausländerpolizei
die Anweisung, keine Wohnung mehr zu vermitteln usw.: sie werden
ausgewiesen.
[...]
Unser Kampf gilt allen Formen der Unterdrückung - unabhängig
von Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität und Alter!
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