Und was wir noch zu sägen hätten, dauert keine
Zigarette........
Beitrag zur Zeugenveranstaltung vom 6.April 2000 im SO36
Wir haben versucht in den letzten Stunden einen Überblick über
das Verfahren gegen Axel, Harald und Sabine zu geben.
Über die unserer Meinung nach anstehenden ZeugInnenvorladungen und
die Problematik die es beinhaltet, wenn Mensch als ZeugIn vorgeladen wird.
Vieles konnte nur angerissen werden, auf viele persönliche
Problematiken, wie Job, fehlender Freundeskreis, sich allein gelassen
fühlen, Kinder und vieles Andere konnten wir in der Kürze der
Zeit nicht genauer eingehen. Das bedeutet aber nicht, daß es nicht
wichtig wäre.
Diese Veranstaltung kann nur der Beginn einer Auseinandersetzung sein.
Wir plädieren dafür, grundsätzlich die Aussage vor der
Staatsanwaltschaft und den Bullen zu verweigern ! Uns ist allerdings sehr
bewußt, was für ein schwieriger Weg es ist zu dieser
Entscheidung zu kommen und wie schwierig es sein wird diesen Weg bei all
den skizzierten Konsequenzen bis hin zum Knast durchzuhalten.
Diese Veranstaltung kann nicht die Diskussionen im FreundInnenkreis
ersetzen. Wir haben es als unsere Aufgabe angesehen ein paar
Anstöße für die Auseinandersetzung zu geben.
Außerdem bieten wir uns nochmals an die betroffenen ZeugInnen in
dieser schwierigen Situation zu unterstützen, zusammen mit dem
jeweiligen Umfeld. Es ist auch unser Leben und unsere Geschichte, die in
diesem Verfahren verhandelt wird. Wir leben nicht mehr in den 80er/90er
Jahren, viele Zusammenhänge und Freundschaften existieren nicht
mehr.
Wir können nicht mehr so platt mit dem Motte agieren "Anna und
Athur" halten's Maul. Anna und Arthur leben jetzt im Jahr 2000, in
einer anderen persönlichen und politischen Situation. Anna und Arthur
haben Angst und hatten schon immer Angst. Anna und Arthur fragen sich nach
dem Preis, nach den Auswirkungen für ihr ganz persönliches Leben
und sie fragen sich ob der Preis vielleicht nicht viel zu hoch ist.
Jede Frage wird notwendigerweise begründet gestellt und muß
einzeln, wie auch zusammen beantwortet werden. In welcher Atmosphäre
das passiert bestimmen ganz allein wir. Wieviel Raum eröffnen wir
für Fragen, Unsicherheiten und Ängste?
Was also tun, wenn Fehler passieren, wenn es Menschen nicht schaffen die
Aussage zu verweigern, wenn sich verquatscht worden ist, oder wenn die
Situation falsch eingeschätzt worden ist? Hier können wir nur
appelieren: egal was passiert ist, egal wie eine eventuelle Aussage
ausgesehen hat, bleibt nicht allein damit. Redet drüber, teilt es den
AnwältInnen mit. Redet mit euren FreundInnen und Genossinnen
darüber. Laßt es nicht zu das sich eine Atmosphäre der
Unsicherheit und des Mißtrauen breit macht.
Schlimmer als nach den Aussagen vor Tarek Mousli kann es nicht werden.
Es liegt an Allen zusammen ob wir die Atmosphäre so bestimmen,
daß auch für Fehler und andere Herangehensweisen genug Platz
ist.
Das legendäre : Piep, Piep.. wir haben uns alle lieb wird in der
jetzigen Situation für Einige existentiell.
Zum Abschluß möchten wir uns ausdrücklich beim SO 36
bedanken, daß sie uns den Raum umsonst zur Verfügung gestellt
haben und uns in vielen Dingen unterstützt haben. Wir bedanken uns bei
den TürsteherInnen. Wir bedanken uns bei den ehemals ungebeugten
Häftlingen, Ulf, Conni, Frank , bei den Anwälten Tommi Herzog und
Jürgen Wellner. Und wir bedanken uns ausdrücklich bei Euch,
daß Ihr uns solange zugehört habt.
Das S0 bleibt jetzt noch offen, wir können hier was trinken und
wenn Ihr wollt noch zusammen reden. Das war's und
Tschüß!!!!!!
|