Datum:
23.12.1999
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AutorIn: Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen
(BUKO), BUKO- Arbeitsschwerpunkt Rassismus und
Flüchtlingspolitik, Informationsbüro Nicaragua
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Anschrift: Nernstweg 32-34 22765 Hamburg bzw. Postfach 101320 42013
Wuppertal
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Solidaritätserklärung
Mitarbeiter des BUKO- Arbeitsschwerpunktes Rassismus und Flüchtlingspolitik
bei Razzia im Mehringhof Berlin verhaftet
Unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung
sowie der Beteiligung an Aktionen der Revolutionären Zellen
und der Roten Zora in den Jahren 1986/87 gegen die staatliche Flüchtlingspolitik
wurde am Sonntag, den 19.12,. unser Freund und Mitarbeiter Harald
G. verhaftet.
Er arbeitet für die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration
(FFM) im BUKO- Arbeitsschwerpunkt mit. Dieser setzt sich bereits seit 1991
mit den rassistischen Entwicklungen in der BRD und Europa und den Folgen
der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik
auseinander.
Als Arbeitsschwerpunkt organisieren wir über Seminare, Tagungen und
Veröffentlichungen den Austausch zu diesen Themen.
Harald G. ist insofern durch seine Arbeit bei der FFM für die
Organisation und die inhaltliche Arbeit des Arbeitsschwerpunktes
unverzichtbar geworden. Uns drängt sich der Eindruck auf, dass mit der
Verhaftung von Harald G., wieder mal anti-rassistische Arbeit und das
Eintreten gegen die menschenunwürdige Flüchtlingspolitik
kriminalisiert werden soll. Mit Harald hat die FFM wichtige Recherche- und
Öffentlichkeitsarbeit zu Menschenrechtsverletzungen an
Flüchtlingen an der deutschen Ostgrenze geleistet.
Es liegt der Schluß nahe, dass diese Politik mundtot gemacht
werden soll, da die Verhaftungen in Berlin und Frankfurt nach der
Auflösungserklärung der Revolutionären Zellen Anfang von
1992 und dem Ablauf der Verjährungsfristen für die vorgehaltenen
Aktionen vollkommen absurd sind.
Der §129a, die Strafbarkeit der Mitgliedschaft in einer
terroristischen Vereinigung, bezweckt somit nach wie vor, die
Kriminalisierung legal arbeitender politischer Strukturen mit dem Konstrukt
einer nicht existierenden Gruppe.
Der Paragraph gehört abgeschafft.
Die Razzia im Mehringhof, die durch das brutale und in keiner Weise
gerechtfertigte Vorgehen der Polizei einen Schaden von weit über
100.000 DM hinterlassen hat, beeinträchtigt damit auch andere
Mitgliedsgruppen des BUKO, wie z.B. das Forschungs- und
Dokumentationszentrum zu Chile und Lateinamerika (FDCL). Nochmal mehr
drängt sich hier der Eindruck auf, dass kritische Organisationen, die
unabhängig von staatlichen Zuschüssen, Informations- und
Menschenrechtsarbeit machen, behindert werden sollen.
Der BUKO und das Informationsbüro Nicaragua als Mitglied
des BUKO- Arbeitsschwerpunktes, wie auch alle Mitgliedsgruppen des
BUKO- Arbeitsschwerpunktes fordern die sofortige Freilassung aller
am Sonntag in Haft genommenen.
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