Datum:
20.05.2000
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Zeitung:
Berliner Zeitung
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Titel:
Bombenanschlag auf Siegessäule: Verdächtige
nach Jahren verhaftet
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Bombenanschlag auf Siegessäule: Verdächtige nach Jahre
verhaftet
Sie sollen Mitglieder der Revolutionären Zellen gewesen sein.
Der Sprengstoffanschlag auf die Siegessäule im Januar 1991
scheint aufgeklärt. Außerdem ist die Polizei bei ihren
Ermittlungen von zwei Schusswaffenanschlägen auf einen Bundesrichter
1987 in Lichterfelde sowie ein Jahr zuvor auf den Chef der Berliner
Ausländerbehörde in Zehlendorf einen weiteren Schritt
vorangekommen.
Am Freitag wurde bekannt, dass zwei mutmaßliche Mitglieder
der Berliner Revolutionären Zellen (RZ), die die Anschläge
verübt haben sollen, in Berlin und Kanada festgenommen worden
sind. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe informierte darüber,
dass die beiden Männer im Alter von 46 und 51 Jahren verdächtigt
werden, von 1985 bis 1994 zu der terroristischen Vereinigung gehört
und Sprengstoffanschläge verübt zu haben. Bereits am 18.
April dieses Jahres wurde der 51 Jahre alte Matthias B. in Berlin
festgenommen. Er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.
Den Ort hält die Generalbundesanwaltschaft aus Sicherheitsgründen
geheim. Auch zu Details der Festnahme wollte sich die Behörde
nicht äußern. Am Donnerstag schlug die kanadische Polizei
zu und verhaftete den 46-jährigen Deutschen Lothar E. an seinem
Wohnort im kanadischen Yellowknife. Seine Auslieferung wird beantragt.
Auf das Konto der beiden Männer sollen neben den Schusswaffenattentaten
und dem Anschlag auf die Siegessäule auch ein Sprengstoffanschlag
auf die Zentrale Sozialhilfestelle für Asylbewerber am 6. Februar
1987 in der Torfstraße in Wedding gehen. Dabei wurde niemand
verletzt. Unbestätigten Angaben zufolge soll dabei Sprengstoff
verwendet worden sein, der vier Jahre später, am 15. Januar
1991, auch auf der Aussichtsplattform der Siegessäule explodierte,
die zur Tatzeit für Besucher geschlossen war. Durch die Explosion
wurde die Skulptur der Siegesgöttin "Viktoria" leicht
beschädigt.
In dem von einer "Revolutionären Zelle" unterzeichneten
Bekennerschreiben hieß es, dass die Figur als Ziel des Anschlages
gewählt wurde, weil sie ein Symbolobjekt für Nationalismus,
Rassismus, Sexismus und Patriarchat sei. Die Attentate auf einen
Richter des Bundesverwaltungsgerichts sowie auf den Leiter der Ausländerbehörde
sind zwar als Körperverletzungsdelikte verjährt, belegen
nach Ansicht der Ermittler aber die Zugehörigkeit von Matthias
B. und Lothar E. zur terroristischen Vereinigung RZ.
Erst im Dezember waren bei einem Großeinsatz der Polizei
und der Antiterror-Einheit GSG 9 in Berlin und Frankfurt/Main drei
mutmaßliche Mitglieder der Revolutionären Zellen/ Rote
Zora verhaftet worden. Der 49-jährige Axel H. und der 51-jährige
Harald G. wurden in ihren Wohnungen in Neukölln festgenommen.
Sabine Barbara E. ging der Polizei in Frankfurt/Main ins Netz.
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