Zwei mutmaßliche deutsche Terroristen in Paris verhaftet

Zwei mutmaßliche Terroristen deutscher Nationalität, Mitglieder der Revolutionären Zellen, sind am Sonntag um 11 Uhr durch die Direction Centrale des Renseignements Généraux in einer möbilierten Wohnung in der rue Phillippe Auguste (11 arrond.) verhaftet worden, wie aus polizeilichen Quellen verlautbart wurde. Gegen Christian Gauger, 59 Jahre, und seine Gefährtin Sonja Suder, 67 Jahre, liegen zwei internationale Haftbefehle mit Auslieferungsbegehren in die BRD vor, und zwar aufgrund ihrer Beteiligung an verschiedenen Attentaten, begangen in den Jahren 1977/78, unter anderem ein Anschlag auf das OPEC- Gebäude in Wien.

Während ihrer Verhaftung waren zwei deutsche Polizeibeamte in der Funktion als Beobachter präsent, wie aus derselben Quelle zu entnehmen ist. Das Paar, das sich mit Hilfe gefälschter Papiere, die sie als Schweizer auswiesen, bewegte, wurde von der Anti-Terror-Einheit der Abteilung Kriminalitätsbekämpfung der Polizeipräfektur festgenommen. Christian Gauger und Sonja Suder konnten Dank ihrer Fingerabdrücke identifiziert werden. Am Montag sind sie der Staatsanwaltschaft von Paris als zwei alte ergraute untergetauchte Revolutionäre vorgestellt worden. Anschließend wurden sie in das Haftkrankenhaus verlegt, wo sie auf ihre Auslieferung warten. Die Untersuchungsrichter haben noch zwei Monate, um die Akten zu prüfen und sie an die deutsche Justiz weiterzuleiten.

Ruhiges Leben in Lille

Der Staatsanwaltschaft in Frankfurt zufolge werden die am Sonntag verhafteten Lilloiser Rentner verdächtigt an drei Sprengstoffattentaten sowie Brandstiftungen in den Jahren 1977/78 beteiligt gewesen zu sein. Einer von ihnen verwüstete das Schloß von Heidelberg. Die RZ zeichneten sich dadurch aus, daß sie Knieschüsse auf hochgestellte Persönlichkeiten anvisierten. Die BRD hat all diese Verbrechen als unverjährbar bezeichnet. Im Dezember wurden drei andere mutmaßliche Mitglieder der RZ , die sich im Jahre 1992 auflösten, verhaftet. Christian und Sonja mieteten eine kleine Wohnung in Wazemmes in Lille. Sie präsentierten sich unter falschen Namen mit Schweizer Nationalität und hießen Werner Rapaport und Lina Lange. Nach Aussagen der Nachbarschaft zufolge war Werner Rapaport ziemlich gesprächig. Man konnte ohne weiteres mit ihm eine Viertelstunde diskutieren, jedoch hat er nie von seiner Vergangenheit gesprochen. Das Versteck flog auf, als Sonja ihren Geburtstag in einem alten Hotel im 11ten Pariser Arrond. drei Tage lang feierte. Beide sind mit 250 000 FF [ungefähr 80 000 DM, Anm. d.Übers.] Bargeld festgenommen worden.