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Datum:
08.12.2000
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Zeitung:
tageszeitung
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Titel:
Rock And Roll People
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Rock And Roll People
Im Opec-Prozess berichtet Kabarettist Matthias Beltz über
das Ende der Freundschaft mit dem Angeklagten Klein: Abschiedsgruß
mit Pornos nach Streit über RAF- Attentate
Lustig war das nicht. Der Auftritt des Kabarettisten Matthias Beltz
vor dem Frankfurter Landgericht geriet gestern Vormittag eher ernst.
Beltz war als Zeuge im Prozess um das Opec-Attentat vom Dezember
1975 in Wien geladen. Beltz sagte aus, er habe den Hauptangeklagten
Hans-Joachim Klein seit 1970 "sehr gut gekannt". Er habe
ihn bei Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und bei Hausbesetzungen
kennen gelernt, ihn gemocht, sich gut mit ihm verstanden. Klein
habe als Mechaniker sein Auto, ebenso wie das des heutigen Bundesaußenministers
Joschka Fischer, repariert.
Die legendäre "Putzgruppe", bei Demonstrationen für
Prügeleien mit der Polizei zuständig, zu der Klein, Beltz und
Fischer ebenso wie etliche heute etablierte Frankfurter Prominente
gehörten, habe es, sagte Beltz, als feste Organisation nie gegeben.
Sie sei eigentlich nur ein "Medienereignis". Einige Männer
hätten sich damals in eher lockerer Formation zu körperlicher
Ertüchtigung zusammengefunden, weil sie die Erfahrung gemacht
hätten, dass "bei Demos die Frauen die Militanteren waren".
Das habe man in der damaligen "Kultur des Angebens" nicht auf
sich sitzen lassen wollen.
Schon vor dem Attentat habe er sich mit Klein politisch auseinander
gelebt. Der habe, im Gegensatz zu Beltz, bei Attentaten der RAF gejubelt
und sei von der eher verbalradikalen, studentischen Szene enttäuscht
gewesen. Sie hätten sich darüber gestritten. Klein habe ihm im
Herbst 1975, sozusagen als politischen "Abschiedsgruß",
Pornohefte und einen Zettel mit der Aufschrift "Wichs Dir einen"
an die Tür gehängt. Er habe das als Kritik daran empfunden, dass
"wir uns schon wieder an das bürgerliche Leben ranrobbten",
aber nicht so ernst genommen. Er sei völlig überrascht gewesen,
als er Kleins Bild nach dem Opec-Attentat in der Zeitung gesehen habe:
"Da ist ein Foto eines guten Bekannten auf der Seite eins, der kommt
da mit einem Bauchschuss aus einem Haus raus."
Beltz beantwortete die Frage, ob er Klein nach dessen Ausstieg aus dem
Terrorismus 1977 unterstützt habe, mit einem klaren Ja. Er habe sich
im Frühjahr 1977 zweimal mit Klein in Mailand getroffen und damals mit
niemandem als dem grünen Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit
darüber geredet. Der sei in seinem Freundeskreis und in der Linken
"der Außenminister" gewesen und habe Klein nach Frankreich
vermittelt. Der heutige Amtsinhaber, Fischer, habe da noch gar nichts von
den Kontakten der beiden zu Klein gewusst. Klein habe "wahnsinnige
Angst" vor einer Verfolgung durch seine ehemaligen Genossen gehabt,
sich aber auch vor Geheimdiensten, vor allem dem israelischen Mossad,
gefürchtet. Später habe er Klein auch in seinem Versteck in
Frankreich besucht und mit ihm über den Opec-Anschlag diskutiert. Die
Tat sei Klein gerade gegenüber seinen ehemaligen Frankfurter Freunden
"sehr peinlich" gewesen. Er habe sich geschämt, weil er auf
den damaligen Kommandoführer Illich Ramirez Sanchez,
"Carlos", hereingefallen sei: "Der hat ihn in etwas
hineingezogen, was nicht revolutionär war, sondern nur eine kriminelle
Ballerei." Es habe Klein "ungeheuer geschmerzt", dass er
"offensichtlich zu blöd war, das vorher zu merken". Am 16.
Januar 2001 soll Außenminister Fischer in Frankfurt aussagen.
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