Klein: Libyen Drahtzieher des Anschlags

Ex-Terrorist entlastet im Opec-Prozess Mitangeklagten Rudolf Schindler

Der Im Opec-Prozess als Mittäter angeklagte Rudolf Schindler ist am Donnerstag vor dem Frankfurter Landgericht von Ex-Terrorist Hans-Joachim Klein deutlich entlastet worden. Hingegen ließ er keinen Zweifel, dass Libyen hinter dem Anschlag auf die Opec-Konferenz in Wien stand.

FRANKFURT A. M., 19. Oktober. Wie der Hauptangeklagte Klein einräumte, sei er 25 Jahre nach dem Anschlag auf die Konferenz Erdöl exportierender Länder (Opec) in Wien nicht mehr sicher ob Schindler als Angehöriger der Revolutionären Zellen (RZ) an dessen Vorbereitung beteiligt gewesen sei oder nicht.Der Anklage zufolge kam es im November 1975 zu einem Treffen im Frankfurter Stadtwald, bei dem der damals 27-jährige Klein von führenden RZ-Mitgliedern als Attentäter "angeworben" wurde. Außer dem RZ-Chef Wilfried Boese und seiner Freundin Brigitte Kuhlmann habe an diesem Treffen auch Schindler teilgenommen, der wie Klein in einer früheren Vernehmung ausgesagt hatte, "die ganze Zeit nicht den Mund auftat".

Konträr dazu erklärte Klein am zweiten Verhandlungstag überraschend, zu Schindlers Rolle bei der Anwerbung könne er "nichts mehr sagen". Er erinnere sich auch nicht, dass er zusammen mit Schindler in der Straßenbahn zum Treffen gefahren sei. Er habe in der Haft "darüber nachgedacht" und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass noch weitere seiner früheren Angaben falsch sein müssten. So könne etwa Boese gar nicht im Stadtwald gewesen sein, da er zu diesem Zeitpunkt nachweislich im Ausland war Klein zufolge gehörte Schindler auch nicht zu den RZ-Terroristen, die im Dezember 1975 nach Wien gekommen waren, um den Opec-Anschlag vorzubereiten, bei dem es drei Tote gab und 70 Geiseln genommen wurden. Dagegen ließ der Angeklagte keinen Zweifel, dass die Waffen für den Überfall unter dem Befehl des Top-Terroristen Carlos "von Libyen bereitgestellt wurden".

Schindler war Mitte Oktober vergangenen Jahres in Frankfurt verhaftet worden, nachdem der von Frankreich ausgelieferte Klein vor dem Bundeskriminalamt umfassende Angaben gemacht hatte. Der 57 Jahre alte Schindler hat bisher die Aussage verweigert. Getrübte Erinnerung: Er sei nicht mehr sicher, ob Schindler an den Vorbereitungen des Opec-Anschlages beteiligt war, sagte Klein - hier mit Anwalt Eberhard Kempf.

Norbert Leppert