Datum:
19.01.2002
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Zeitung:
Frankfurter Rundschau
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Titel:
RZ-Prozess: Schindler gesteht Schuss auf Richter
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RZ-Prozess: Schindler gesteht Schuss auf Richter
Acht Monate nach Beginn des letzten großen Prozesses um die linksradikalen "Revolutionären Zellen" (RZ) hat der Hauptangeklagte Rudolf Schindler am
Freitag überraschend ein Teilgeständnis abgelegt. Der 59-Jährige räumte vor dem Berliner Kammergericht unter anderem ein, auf einen damaligen Bundesrichter geschossen zu haben. Im
Gegenzug für seine Einlassung sicherte das Gericht Schindler eine maximale Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten Haft zu. Zudem kamen er und seine Mitangeklagte Ehefrau auf Grund seiner
Aussage am 53. Verhandlungstag nach etwa zwei Jahren Untersuchungshaft frei. Der Vereinbarung über eine Strafobergrenze und der Haftentlassung hatte die Bundesanwaltschaft
zugestimmt.
Schindler war im vorigen Jahr im Frankfurter Prozess um den Überfall auf die Wiener Opec-Konferenz 1975 freigesprochen worden. Im Berliner Prozess wird ihm
Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Neben Schindler und seiner Ehefrau müssen sich drei weitere Männer als mutmaßliche RZ-Mitglieder
verantworten.
Der gelernte Werkzeugmacher Schindler sagte, er habe im Jahr 1987
dem damaligen Bundesverwaltungsrichter Günter Korbmacher ins
Knie geschossen. Das Attentat sei ein Protest gegen die "harten
Urteile" des von Korbmacher geleiteten Asylsenats des Bundesverwaltungsgerichts
gewesen. 1986 sei er an dem Anschlag auf den damaligen Leiter der
Berliner Ausländerbehörde, Harald Hollenberg, beteiligt
gewesen, dem ebenfalls ins Knie geschossen worden war. Den Schuss
auf den Beamten habe jedoch nicht er, sondern eine Frau abgegeben.
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