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Presse

Datum:
19.03.2004

Zeitung:
Berliner Zeitung

Titel:
Haftstrafen für "Revolutionäre Zellen"

Haftstrafen für "Revolutionäre Zellen"

Fünf Angeklagte wegen Terroranschlägen verurteilt

Fast drei Jahre ist es her, als im Moabiter Kriminalgericht der Prozess gegen fünf Mitglieder der "Revolutionären Zellen" (RZ) begann. Besucher wurden mit Sonden kontrolliert, nur Bleistifte waren zum Schreiben erlaubt. Gestern fiel das Urteil, und es durfte mit Kugelschreiber mitgeschrieben werden. Mit Zwischenfällen rechneten die Richter nicht mehr. Die Zuschauerbänke waren nur spärlich besetzt.

Im letzten Prozess um terroristische Anschläge im Berlin der 80er-Jahre hat der 1. Strafsenat des Kammergerichts mehrjährige Haftstrafen verhängt. Eine Überraschung war auch das nicht. Auf der Anklagebank saßen unter anderem der 61-jährige Rudolf Schindler und seine vier Jahre jüngere Ehefrau Sabine Eckle. Eckle, zuletzt Galeristin und immer elegant gekleidet, wurde von den Richtern als "dominante Persönlichkeit" eingeschätzt, die das Wort führte. Ihr Lebensgefährte Schindler galt hingegen als "Mann für das Praktische". Beide wurden als Rädelsführer einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Sie waren teilweise geständig. Die höchste Strafe von vier Jahren und drei Monaten erhielt ein ehemaliger Mitarbeiter der Technischen Universität, der zu den Anschuldigungen geschwiegen hatte.

Im Prozess ging es um vier Anschläge: Das Attentat auf den ehemaligen Leiter der Ausländerbehörde Harald Hollenberg im Oktober 1986 und den Anschlag auf den ehemaligen Richter am Bundesverwaltungsgericht Günter Korbmacher im September 1987, beide wurden in die Beine getroffen, nach Überzeugung des Gerichts schoss immer Schindler. Außerdem ging es um Sprengstoffanschläge auf die Sozialhilfestelle für Asylbewerber und auf die Siegessäule.

In ihrem Urteil stützen sich die Richter weitgehend auf die Angaben eines Kronzeugen, der zehn Jahre lang gemeinsam mit den Angeklagten unterwegs war. Der Karatelehrer Tarek Mousli hatte umfassend ausgesagt und erhielt im Gegenzug für seine Beteiligung an den Anschlägen in einem extra Prozess zwei Jahre Haft auf Bewährung.

Einige Verteidiger kündigten Revision gegen das Urteil an.

Sabine Deckwerth

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