Sprengsatz gegen Daimler Benz, Wuppertal
(Januar 86)
Wir haben in der Nacht vom 12. auf den 13.1.86 die Daimler Benz-
Vertretung in Wuppertal mit einem Sprengsatz angegriffen.
Die
Daimler Benz AG - kürzlich durch die Übernahme der AEG
zum größten BRD- Konzern aufgestiegen - spielt innerhalb
des Zentralisationsprozesses des BRD- Kapitals eine Vorreiterrolle.
Die weltweit stattfindende Kapitalkonzentration setzt auf Monopolbildung
in strategisch wichtigen Produktionsbereichen.
Strategisch wichtig sind für die kapitalistischen Ökonomien:
- Investitionen, die unter den gegebenen Bedingungen eine Profitmaximierung
versprechen und
- perspektivisch den Weg für eine Kapital- und Machtzusammenballung
ebnen.
Gegenwärtig sind da vor allem die Hochtechnologiebereiche
zu nennen: Mikroelektronik, Informations- und Kommunikationstechnologien,
Gentechnologie. Daimler Benz (durch Direktbeteiligung - 25% - und
Depotstimmrecht vorwiegend durch die Deutsche Bank beherrscht) setzt
in ihrer Produktdiversifizierung und Investitionspolitik in zunehmendem
Maße auf die Rüstungsproduktion, die kontinuierlich durch
technologische Innovationen steigende Gewinne garantiert. Dornier
[10] und AEG, die Daimler
Benz den Titel "größter Rüstungsproduzent der
BRD" einbrachten, garantieren dem Konzern zugleich eine Beteiligung
am SDI- Projekt.
Daimler Benz - im innerimperialistischen Konkurrenzkampf zur zentralen
Machtfigur des BRD- Kapitals gewachsen, nutzt ihre durch Kapitalzusammenballung
gestiegene politische Macht skrupellos aus, ohne auf größeren
Widerstand zu stoßen, wie sich kürzlich in der 150 Millionen
DM- Investition in ein Tochterunternehmen in Südafrika zeigte.
Durch diese Kapitalverlagerung wird auch deutlich, daß das
Apartheid- System in Südafrika seinen rassistischen Krieg gegen
das Volk nicht allein führt. Es ist lediglich Teil der imperialistischen
Gesamtstrategie, die darauf abzielt, günstige Investitionsbedingungen
weltweit durchzusetzen bzw. zu erhalten.
Das BRD- Kapital wird immer mehr zum wichtigsten Stützpfeiler
der südafrikanischen Wirtschaft und damit gleichzeitig auch
der Apartheid.
Daimler Benz ist an dieser Stützfunktion in doppelter Weise
beteiligt:
- durch direkte Investitionen (Produktionsstätten in Pretoria,
Kapstadt, East- London),
- durch die Lieferung von Militärlastwagen, Zugmaschinen
und Unimogs an das Botha- Regime.
Wir
begreifen unsere Aktion als Solidarität mit dem revolutionären
Befreiungskampf der Schwarzen in Südafrika. Dieser Befreiungskampf
kann nur erfolgreich sein, wenn die verschiedenen politischen Strömungen
des südafrikanischen Widerstands eine gemeinsame Front bilden.
Diese Einheit ist Bedingung für die Umkehrung der Machtverhältnisse
zugunsten des Volkes. Deshalb wäre es auch falsch, aus unserem
Metropolenblickwinkel heraus einer möglichen Spaltung Vorschub
zu leisten und die verschiedenen Widerstandsbewegungen - genannt
seien an dieser Stelle nur die Volksorganisationen ANC, AZAPO, PAC
- in gut und böse, falsch und richtig, revolutionär und
reformistisch einzuteilen.
Der seit Jahrzehnten andauernde imperialistische Krieg der Rassisten
und des westlichen Kapitals gegen das Volk von Südafrika ist
in den letzten Monaten in eine neue Phase eingetreten. Zunehmender
Widerstand der Unterdrückten und Ausgebeuteten und die brutale
Reaktion des Repressionsapparates führte zu einer Eskalation
der Kämpfe, in denen allein im Jahr 1985 über 1.000 Schwarze
ermordet wurden.
Angesichts dieser Situation sind die schwachen und halbherzigen
Solidaritätsbekundungen der BRD- Linken ein unerträglicher
Zustand.
Kämpfende Revolutionäre in den Metropolen sind Teil einer
internationalen Front gegen den Imperialismus.
Es bleibt eine Tatsache, daß erfolgreiche Befreiungskämpfe
in der 3. Welt (Vietnam, Nicaragua) auch in den Metropolen ihre
Wirkung erzielen. Bedingung für eine politisch effiziente Solidarität,
die über gut gemeinte Absichtserklärungen hinausgeht,
ist ein starkes revolutionäres Widerstandspotential. Der Kampf
gegen den Imperialismus in den Metropolenländern entwickelt
sich erst an den Bedingungen, die hier die Lebens- und Arbeitsbedingungen
prägen, zu seiner eigentlichen Schärfe. Nur ein klassenbewußter
Kampf, der den imperialistischen Angriff auf die Menschen hier aufzeigt,
kann perspektivisch gesellschaftliche Gegenmacht gegen die Herrschaft
des Geldes und der weißen Männer über den Rest der
Welt entwickeln.
Das ist wesentlicher Bestandteil einer revolutionären Bewegung
im Kampf gegen den heutigen Imperialismus - sich auf die weltweiten
Befreiungskämpfe zu beziehen, deren positive Wechselwirkung
allen revolutionären Prozessen neue Kraft gibt.
Die aktuellsten Beispiele für diese Wechselwirkung sind die
Kämpfe der Unterklassen in Südafrika und die fast gleichzeitig
stattfindenden Ghettoaufstände in den englischen Städten
Tottenham, Brixton usw.
"Copycat- Aufstände" nannte der britische Innenminister
die Unruhen in Tottenham, womit er meinte, daß die Klassenauseinandersetzungen
in den englischen Slums als Reaktion auf die ausführliche Berichterstattung
der britischen Medien über die Unruhen in Südafrika verstanden
werden müßten.
Orientierungspunkt für die westeuropäischen revolutionären
Bewegungen kann allerdings nicht nur der Befreiungskampf der Völker
der 3.Welt sein, auch wenn er in der Regel weiter entwickelt ist.
Ausgehend von den Verhältnissen hier in den imperialistischen
Zentren und aufbauend auf den Widersprüchen einer kapitalistischen
Metropolengesellschaft, die Entwicklung eines breiten militanten
Widerstandspotentials voranzutreiben, ist die primäre Aufgabe
der Revolutionäre in der momentanen Phase des Klassenkampfes.
Diese Zielsetzung beruht auf dem Bewußtsein, daß
- eine Befreiung von den kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen
sich weltweit nur durchsetzen läßt, wenn an verschiedenen
Abschnitten der Feind gleichzeitig angegriffen wird und
- eine Verbreiterung und Verankerung des revolutionären
Widerstands in der BRD- Gesellschaft sich am ehesten über
einen Angriff auf die systemspezifischen Produktions- und Lebensverhältnise
durchsetzen läßt.
Aktuelle Angriffspunkte wären z.B. die Projekte in der Gentechnologie
- Züchtung von Hochertragssorten in der Pflanzenforschung,
die die Abhängigkeit der 3.Welt auf Dauer zementieren soll,
Zugriff auf die Frauenkörper oder die Weiterentwicklung der
Mikroelektronik, die durch profitorientierte Produktionsweise Arbeitslosigkeit
und Verelendung hervorruft, sowie den staatlichen Überwachungs-
und Repressionsapparat vervollkommnet.
Eine sozialrevolutionäre Linie zu entwickeln heißt momentan,
kontinuierlich den Widerstand unter anderem zu den genannten Sektoren
voranzutreiben, wobei man/frau sich nicht der Verpflichtung gegenüber
den Befreiungskämpfen in der 3. Welt entziehen kann.
Freiheit für Nelson Mandela [11]
und alle gefangenen Kämpfer/innen des südafrikanischen
Widerstands!
Liebe und Kraft dem südafrikanischen Volk!
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