Krieg
- Krise - Friedensbewegung
In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod
Dezember 1983
Wir haben das Phänomen "Friedensbewegung" bis heute
nur in einzelnen Aktionen praktisch kritisiert und uns theoretisch
in der Öffentlichkeit bisher so gut wie gar nicht darauf ein-
oder dazu ausgelassen. Das heißt nicht, daß wir die
Dringlichkeit einer systematischen Auseinandersetzung bestreiten.
Vielmehr hat uns die Entwicklung, die diese Bewegung gerade im "Vorherbst"
genommen hat, großen Überdruß bereitet und unsere
Lust dazu ziemlich blockiert. Darüberhinaus hat sich einiges
in uns gesträubt, zum Regierungsdatum "heißer Herbst"
- wie von oben bestellt und durch den Verfassungsschutzpräsidenten
bereits angekündigt - als Teufel aus der Kiste zu springen
und unsere radikale Pflicht zu tun.
Wir bestimmen unsere Zeitpunkte, Ziele und Interventionsformen
gerne selbst und meiden - soweit möglich - staatlich verordnete
Höhepunkte.
Der Entschluß, uns nur punktuell auf die Friedensbewegung
zu beziehen und nicht unsere gesamte Kraft darauf zu verwenden,
die lauwarme Herbstsuppe auszulöffeln und ihr ein wenig militante
Würze beizusteuern, entspricht jedoch nicht nur einer taktischen
Zurückhaltung, sondern begründet sich in erster Linie
in umfassenden inhaltlichen Kontroversen, die uns erst mit der Zeit
in ihrer Tragweite bewußtgeworden sind und die wir deshalb
im folgenden zu einer möglichst breiten und hoffentlich heftigen
Diskussion stellen wollen.
Dabei ist uns klar, daß die Analyse des inneren Zusammenhangs
von Krise und Krieg nur ein Aspekt ist, um an der imperialistischen
Verplanung der Zukunft Risse und Brüche auszumachen, an denen
sich neue Revolten entzünden werden. Daß Widerstand und
Aufruhr ihrer eigenen Logik folgen, ökonomische Tendenz und
soziale Praxis also nicht automatisch zusammenfallen, steht auf
einem anderen Blatt, das noch geschrieben werden muß.
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