Anschlag gegen Siemens, Isernhagen - zum Weltwirtschaftssgipfel
(April 85)
Die Herren der sieben führenden imperialistischen Länder
als Vollstrecker der Interessen von Multis und Großbanken
treffen sich in der BRD zum Weltwirtschaftsgipfel, um die übrige
Welt unter sich aufzuteilen.
Was für eine Anmaßung!
Dieses inszenierte Spektakel im Rampenlicht der Weltpresse soll
uns die Ungeheuerlichkeiten ihrer Politik vergessen lassen: Völkermord,
Kriege, Hunger, verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung
in den Ländern der sog. 3. Welt.
Gleichzeitig sind sie dabei, grundlegende Veränderungen der
Gesellschaftsstrukturen zu schaffen, um ihre Krise zu bewältigen.
Eine Erhöhung der Profite soll erreicht werden durch
- neue strategische Sektoren der Produktion, wie Mikroelektronik
und Biotechnologie
- eine neue Zusammensetzung der ArbeiterInnenklasse.
Eine Voraussetzung dafür ist die Abschaffung der tariflichen
Lohnregelung und die Durchsetzung der Flexibilisierung der Arbeitszeit
und der ungeschützten Arbeitsverhältnisse. Das bedeutet,
die Arbeitsformen, denen Frauen weltweit und auch Männer in
der sog. 3. Welt schon seit langem unterworfen sind, auch auf den
weißen Lohnarbeiter anzuwenden.
Dieses wird im Moment massiv betrieben durch Vorschläge der
Parteien, Wirtschaftswissenschaftler und Multis. Gedacht wird an:
Samstag als Arbeitstag, Einstellung von Arbeitslosen unter Tarif,
Reduzierung des Urlaubs, Arbeitslosengeld auf Darlehn, bei Krankeit
20% weniger Lohn. Siemens ist für uns stellvertretend für
eine offensive Durchsetzung dieser Politik: In Norddeutschland ist
er der erste Betrieb, in dem die Flexibilisierung der Arbeitszeit
gegen starken Widerspruch der Belegschaft durchgesetzt wurde. [...]
Außerdem forciert der Multi maßgeblich die Wegrationalisierung
von Arbeitsplätzen, besonders die der Frauen. In dem Modellversuch
"Büro 2000" testete das Unternehmen die Vorteile
von Frauenarbeit am Heimcomputer. Frauen müssen den ganzen
Tag verfügbar sein - für wenig Geld, ohne rechtliche und
soziale Absicherung. Hervorgehoben wird, daß Kosten für
Einrichtung und Betrieb des Arbeitsplatzes wegfallen und eine maximale
Auslastung der Kapazitäten unter Ausnutzung der Zeitverschiebung
in anderen Ländern gewährleistet ist.
Siemens
steht in der Tradition von Kriegstreiberei und Faschismus! Nicht
nur, daß Waffen und Rüstungsgüter für die Kriege
geliefert wurden und werden, höchstmögliche Ausbeutung
von Arbeitskraft war die logische Folge des Profitstrebens: 4.500
Frauen mußten im KZ Ravensbrück in firmeneigenen Lagern
arbeiten, in Auschwitz mußten 2.000 KZ- Häftlinge unter
Siemens- Leitung ihre eigenen Gaskammern bauen.
Auch heute ist Siemens im militärischen Bereich wieder gut
im Geschäft: kein Panzer ohne die elektronischen Innereien
von Siemens, Freund- Feind- Erkennungssystem, NATO- Glasfaserkabelstrecke
durch die BRD, Handelsbeziehungen und Lieferungen von Rüstungsgütern
und Kommunikationssystemen in faschistische Diktaturen und Militärregierungen.
[...]
Für uns gilt immer noch, daß wir dieser Welt nur in
dem Maße angehören, wie wir uns gegen sie auflehnen.
Unsere praktische Solidarität gilt den Unterdrückten
und Befreiungsbewegungen der 3. Welt und allen Menschen, die hier
gegen das herrschende System kämpfen.
In diesem Sinne haben wir am 30.4.85 Siemens in Isernhagen mit
einem Sprengsatz angegriffen.
Rote Zora
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