Erklärung der RZ zum Fall Traube
März 1977
Wie man einen inneren Feind aufbaut
Wir
wissen nicht, wann wer wem die Akte "Traube" zugeschoben
hat, um daraus nach dem Muster der "Dreyfuss [21]
Affäre" die "Affäre Traube" zu stricken,
wir wissen aber genau, daß die Wahl des Zeitpunktes und die
Wahl des Opfers Methode hat.
Die Methode der ideologischen Kriegsführung, die versucht,
die Loyalitätskrise und Insubordination, die sich gegenüber
einer wahnwitzigen Energiepolitik breitmacht, durch den Aufbau eines
gemeinsamen inneren Feinds aufzufangen.
Zum Zeitpunkt: Nachdem in Wyhl und Brokdorf der lange mühsam
verkapselt gehaltene Eiterherd "Ökologie" explosionsartig
aufgebrochen ist, droht diese Wucht, noch ganz andere Dämme
einzureißen.
Die Leute trauen dieser Industrie und dieser Regierung nicht mehr,
will heißen: sie trauen ihnen alles zu, auch die atomare Vernichtung
von Millionen Menschen im Namen des Profits. Das bedeutet, die Menschen
fühlen sich von Regierung und Industrie in ihrem Leben bedroht.
Die Folge davon ist, daß die Zwangsgemeinschaft von Herrschenden
und Beherrschten auseinanderzubröckeln droht. Um diese Risse
zu kitten, wird ein gemeinsamer Feind geschaffen, im Kampf gegen
den die Volksgemeinschaft wieder zusammengeschweißt werden
soll.
Zwar hat die Gemeinschaft von Regierung und Industrie bereits die
Luft verpestet, die Flüsse verseucht, die Umwelt vergiftet,
eine radioaktive Verseuchung produziert, die uns in Jahrtausenden
noch bedroht, die BRD zum größten Atom- und Wasserstofflager
der Welt gemacht - doch der wahre Feind steht links: Die Revolutionäre
bedrohen uns "mit einem Anschlag unvorstellbaren Ausmaßes,
notfalls atomarer Art" (Welt). Sowas kann sich nur jemand ausdenken,der
selber nichts mehr als den Tod produziert. Als Schüsselfigur
dieser ideologischen Kriegsführung wird ausgerechnet der Revolutionär
Jochen Klein ins Feld geführt, der OPEC- Minister gerade wegen
ihrer imperialistischen Energiepolitik, die die arabischen Länder
ausblutet, entführt hat.
Wir strecken unsere Hand nicht nach dem Atom aus, sondern höchstens
gegen die, die diese menschenvernichtende Energie verbrechen.
Die "Affäre Traube" ist die konsequente Fortsetzung
einer Staatsschutzpolitik, die in Bahnhöfen Bomben explodieren
läßt, die Trinkwasser mit Gift und U- Bahnhöfe probeweise
verseucht (wie der CIA), die den Raketenangriff auf Fußballstadien
und den Großangriff auf Stuttgart androht, um den Haß
auf die Revolutionäre zu schüren, die angetreten sind,
der imperialistischen Todesökonomie und - kultur ein Ende zu
bereiten.
Opfer dieses Staatsschutzmanövers ist diesmal der Atomwissenschaftler
Dr. Traube, als Warnung für alle die, die sich den 1984er Verhältnissen
nicht anpassen wollen.
Der Pflasterstrand druckte in seiner Nr. 6 ein Foto von Jochen
Klein ab, das bei der internationalen Fahndung noch nicht benutzt
werden konnte. Da hier - unterstellt man keine Mutwilligkeit - die
Fahndung nach ihm unterstützt wird, muß man klarstellen,
daß es so nicht geht, Genossen!
Denn das heißt: sich dadurch direkt an der internationalen
polizeilichen Fahndung zu beteiligen, indem man Staatsschutzerkenntnisse
durch bisher unveröffentlichtes, unbekanntes Material bereichert,
in dem Fall den Erkennungsdienst hilfreich unterstützt.
Es ist das erste Mal, daß in der linken Presse etwas derartiges
geleistet worden ist. Bisher entsprach es nicht den Gepflogenheiten,
überhaupt Fotos oder Zeichnungen o.ä. von jeweils zur
Zeit gesuchten Genossen preiszugeben; im Gegenteil hat sich die
Linke bisher bemüht, die Fahndung zumindest zu erschweren (etwa
durch Vernichten, Fälschen oder Unkenntlich- machen von Fahndungsplakaten!!)
Die Quelle (aus...) wurde auch nicht zum Schutz von Jochen weggelassen
- wie man es interpretieren könnte - sondern im Eigeninteresse
derjenigen Privatperson, die das nostalgische Bildchen aufgetrieben
hat.
"So sieht er aus" - wie die Öffentlichkeitsmacher
ihn haben wollen: romantisch, jungenhaft mit langer Mähne.
Sie haben sich "ein Bild von ihm gemacht", das nicht zum
OPEC- Bild paßt, können es immer noch nicht fassen, daß
er zu einem solchen Schritt entschlossen war.
Schlußwort an die Urheber:
Ihr könnt euch darüber wundern und daran rumrätseln,
weshalb Jochen an einer bewaffneten Aktion teilnahm. Aber ihr habt
in Zukunft gefälligst zu unterlassen, euch wie Bullen zu betätigen,
ED- Material beizusteuern, das irgendeinem gesuchten Genossen Kopf
und Kragen kosten kann.
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