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RZ / Rote Zora

Zur RZ- Erklärung; auch von uns

So oder ähnlich hätten nach dem Mord an fünf linken Anwälten in Madrid die Erklärungen der Rechten lauten können. Nicht das ich die RZ mit einer faschistischen Gruppe gleichsetzen will, ihre Erklärung ist aber sehr merkwürdig. Einige Genossen aus der Redaktion glaubten, sie wäre ein Machwerk des Staatsschutzes, was nicht gerade für die Ausdruckskraft der Aktion in der Erklärung spricht.

Für mich war diese Erklärung eine eindeutige Distanzierung der RZ von uns. Sie galt weniger der bürgerlichen Öffentlichkeit als der Linken, die sich bisher schwankend widersprüchlich und untätig den Berufsverboten gegenüber verhalten hat.

Einerseits gibt es eine "labile und labernde" linke Scene, die nicht nur überhaupt nichts versteht, sondern sich in ihren Alternativlöchern verkriecht, andererseits renoviert die RZ durch solche Anschläge unser politisches Bewußtsein.

Sicher ist, dass durch die Berufsverbote gegen linke Anwälte und Assessoren den Verfolgungsorganen die ungehinderte Möglichkeit geschaffen werden soll, die physische und psychische Vernichtung der Gefangenen zu betreiben. Das bedeutet, dass es nicht um individuelle Berufsverbote geht, sondern den nominell rechtsstaatlich garantierten Rahmen von Verteidigungsmöglichkeiten als Selbstschutzmassnahme zu bewahren. Bei der derzeitigen Situation in der BRD bedarf es mehr, als die augenblickliche Mobilisierung. Für uns heisst das, unsere jetzigen Organisations –und Mobilisierungsfähigkeiten von Grund auf neu zu diskutieren. AMEN. Unsere Schwäche ist noch keine Legitimation für die Schmalzaktion.

Die ganze Erklärung der RZ könnte mit der Überschrift versehen werden, wo Prass ist, muss Prass rauskommen Die einzigen Legitimationsversuche für den Anschlag selbst wurden am Ende der Erklärung formuliert, in dem die zukunftsweisende Strategie des "Muffe machens" angedeutet wird. Diese Erklärung ist menschenverachtend, weil sie mit keinem Wort anlässlich eines Bombenanschlages die schwierige Frage der Mittel revolutionärer Gewalt zur Diskussion stellt. Wer sich für einen solchen Anschlag verantwortlich erklärt, kann nicht in einer geradezu zynischen Schnoddrigkeit übersehen, dass das Büro auch Wohnung war. Da gilt nicht die Entschuldigung, dass Schmalz nebst Gattin meist in ihrem Haus im Taunus wohnen.

Um keine Mißverständnisse zu produzieren: es geht hier nicht um eine Gefühlsduselei, einem Vertreter einer repressiven Institution gegenüber, einem Schreibtischtäter par exelence, sondern darum, was sich in einem solchen Anschlag plus Begründung an politischer Strategie abzeichnet. Revolutionäre Gewalt muss sich von der bürgerlichen unterscheiden, indem sie versucht, Unfälle auszuschliessen. Diese revolutionäre Gewalt muss sich ganz anders legitimieren als die herrschende. Mit Recht klagen wir die Bundesregierung Zynismus an, wenn sie süffisant erklären lässt, dass Unfälle in Sachen KKW nicht hundert prozentig auszuschließen seien. So können wir nicht schweigen, wenn Linke sich ähnlich verhalten Der Zweck (Muffe machen) heiligt die Mittel ( den Tod in Kauf nehmen). Wo endet diese Strategie?

Eine emanzipative Politik ist ohne konkrete Menschen nicht möglich. Die Genossen die so leichtfertig ein Ei legen, haben sich in meinen Augen genauso von uns entfernt, wie vor Jahren die K- Gruppen.

Sie handeln als alles wissende Avantgarde, entscheiden was richtig oder falsch ist und stellen sich bewußt außerhalb jeglicher Diskussion. Wer kann eigentlich mir einer solchen Erklärung etwas anfangen?

Es mutet gespenstisch an, wenn die Genossen der RZ als Schlussakte ihrer musikalischen Aktion, die Vision einer totalen Polizeigesellschaft entwerfen. In ihrer Sprache ist die RZ zum Spiegelbild der Polizeiberichte geworden.

Pflasterstrandredaktion

 

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