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Einiges von uns zur Aktion
Distanzieren können wir uns eigentlich nur von dem, was wir
selbst oder andere in unserem Namen gemacht haben. Die RZ hat aber
als RZ die Verantwortung für den Anschlag übernommen.
Und da wir uns auch nicht dauernd von Aktionen des KBW oder der
KPD/ML distanzieren, brauchen wir auch hier keine Distanzierung.
Gleichzeitig betrifft uns aber der Anschlag politisch. Darüber
müssen wir uns auseinandersetzen, ohne Angst davor, dass uns
vorgehalten wird, wir würden, weil wir eine Aktion der Guerilla
oder das ganze Konzept der Guerilla überhaupt für falsch
halten, damit ins Lager der psychologischen Kriegsführung übergehen.
Lassen wir uns von der staatlichen Öffentlichkeit keine Distanzierungen
aufzwingen, so werden wir andererseits auch keine Zensur unserer
Kritik anerkennen.
Zu der Sache selbst: Es lässt sich immer gleich an - unmittelbar
nach solchen Anschlägen gibts bei vielen eitel Freude. Da hat
mal wieder eine "Ratte" aufs Ohr gekriegt. Solche Reaktionen geschehen
nicht nur bei Spontis, sie sind auch im Volk verbreitet. Es gibt
so einen Hang zum Putz, gerade auch wenn andere ihn machen, und
eine gehässige Freude, dass einen von den Herrschenden was
angetan wurde.
Das hat auch eine recht plausible Ursache. Das ganze System ist
eine nicht endende Kette von Unterdrückungsmassnahmen, von
tagtäglichen Verbrechen in Ämtern, konkret in Form von
bestimmbaren, verantwortlichen Herrschaftsträgern, die abgesichert
durch ein Heer von Bullen, publicrelations -managern und sonstigen
bezahlten Bütteln das Geschäft der Unterdrückung
besorgen. Sie hocken in der Anonymität und treten aus dieser
nur hervor, wenn sie für konkrete Unterdrückungsmassnahmen
mit ihrem Namen unterzeichnen. Gar mancher Linke empfindet es dann
auch erquicklich, wenn einem Funktionsträger die Brocken um
die Ohren fliegen, wenn er als angreifbares Subjekt auf einmal all
seiner Macht beraubt ist. Wenn er nicht ungestraft seine Sauereien
begehen kann, wenn die rächende Hand in der Nähe ist.
Ist das aber die politische Legitimation für militärische
Anschläge ? Wir halten eine unhistorische Antwort nicht für
richtig, die ein für alle Mal ein JA oder NEIN ausspricht.
Der Anschlag auf Carrero Blanco hat einen anderen Charakter als
der auf den Juristen Schmalz und Frau Schmalz.(Frage: Ist die Ehe
mit einem besonderen Vertreter der herrschenden Klasse Strafgrund
genug, auch die Frau anzugreifen.)
Die RZ tut so, als sei das Bombenlegen Handwerk der täglichen
revolutionären Kleinarbeit. Damit ist aber der Inhalt , warum
wir etwas verändern wollen. liquidiert. Nicht, weil wir an
den endgültigen Sieg des Pazifismus als subversivem Dauerbrenner
glauben, halten wir an den lnhalten unserer menschlichen Moralfest
.sondern weil wir aus unserer Geschichte und der der linken Bewegungen
wissen, wie schwierig das Verhältnis von Gewalt und Gegengewalt
ist. Wir wollen unsere Feinde nicht liquidieren; wir wollen den
Archipel Gulag nicht in der Linken anfangen aufzubauen, der nach
der Machtübernahme (genannt Revolution) dann offensteht allen
Feinden der neuen Ordnung.
Denn dem Anschlag auf Schmalz stellt, wenn das auch nicht die RZ
war. die Liquidierung von Ulrich Schmücker zur Seite. Der Mord
an Schmücker war nicht ein Fehler der Guerilla, das Konzept
Guerilla in der Bundesrepublik ist der Fehler.
Pflasterstrandredaktion
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