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RZ / Rote Zora

aus: Kassiber Bremen

Solidarität mit der Intifada

Obwohl diese hier untersuchten Texte und Erklärungen keinen Zweifel an dem antisemitischen Gehalt des Antizionismusverständnisses der RZ lassen, sei nochmals darauf hingewiesen, daß sie keine geeignete Quelle für die Rekonstruktion der Ereignisse in Entebbe sind. Unabhängig von dem, was auch immer in Entebbe konkret abgelaufen ist, legen die Verlautbarungen der RZ beredtes Zeugnis über ihr Verhältnis, zu Israel, den Palästinsern und der Shoah ab. Nun waren bekanntlich derlei Begründungen vermeintlich "antizionischer" Politik keine Ausnahmeerscheingen in der Linken. Im Gegenteil, gegenüber manchem, was in den damaligen Zeitungen der legalen Linken zu lesen ist, wirkt das von der RZ verfaßte noch geradezu harmlos. Die wenigen kritischen Stimmen, die es überhaupt in der legalen Linken gab, blieben ungehört. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Antisemitismus-Kritik in den 70ern, mit Ausnahme vielleicht von Améry, in aller Regel mit einem grundsätzlichen, sowieso schon längst beschlossenen Abschied von linkerradikaler Politik einherging. Zumal die Situation zwischen legaler Linker und Stadtguerilla 1977 auf dem Höhepunkt gegenseitiger Vorwürfe und massiver Entsolidarisirung war. Die RZ haben ihren Anteil an verhängnisvollen Entwicklungen der Guerilla und des Verhältnisses zur legalen Linken 1981 grundsätzlich reflektiert und kritisiert, ihr Antizionismus-Verständnis war dabei kein Thema. Ebensowenig hat die solidarische legale Linke das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. Mit dem Generationswechsel im Zuge der Jugendrevolte 80/81, in der Internationalismus trotz Nicaragua längst nicht die Rolle spielte wie '68, blieben Antizionismus und Palästina-Solidarität als ein zentrales Thema bis zur Intifada auf engere Kreise innerhalb der autonomen Linken beschränkt, die freilich nicht selten die Fehler der 70ger repoduzierten. Während der Intifada im April 1988 verüben die RZ noch einmal einen antiimperialistischen Anschlag, der auch eine antizionistische Zielsetzung hatte. Mit dem Anschlag gegen die Verwaltungszentrale der Transportfirma Olff&Sohn, einer Tochtergesellschaft der Bremer SCIPIO und "Generalagent für südafrikanisches und israelisches Obst" wollen die RZ ihre Solidarität mit der Intifada und dem südafrikanischen Befreiungskampf zum Ausdruck bringen. Die Erklärung unterscheidet sich deutlich von den oben zitierten Erklärungen aus den siebziger Jahren. Darin finden sich weder die Behauptung die israelische Politik sei eine Fortführung der nationalistischen Vernichtungspolitik, noch eine synonyme Verwendung von "Zionisten" und Juden/Jüdinnen, noch die oben beschriebene "enttäuschte Unschuldserwartung" an die Adresse von Juden und JüdInnen. Stattdessen wird die Zusammenarbeit zwischen Israel und Südafrika benannt, Israel und Südafrika als"Apartheid-Regimes" und die besetzen Gebiete wie die Homelands zurecht als "Reservoir für billige Arbeitskrafte" charakterisiert. Intifada wie die Auseinandersetzungen in Südafrika werden nicht als regional begrenzter Krieg, sondern als Teil eines langanhaltenden bewaffneten "Volks- und Klassenkrieg gegen die Durchsetzung einer neuen imperialistischen Ordnung" begriffen.. Mit anderen Worten, die Erklärung von '88 ist nicht nur deutlich sozialrevolutionär konnotiert, sondern unterscheidet sich in ihrer Qualität deutlich von denjenigen der '70ern. Nicht im Blick ist jedoch die Frage nach innerisraelischen Widersprüche und der dortigen Opposition.(39)

Else Koslowski

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