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UNTERSTÜTZUNG IST SCHWER ... ZUR RAABEDISKUSSION
Frankfurt, 3.6.80
Zu den beiden Kritiken an der Rudolf Raabe- Kampagne, abgedruckt
im id 335/336, erreichten uns folgende Stellungnahmen:
Über einige Merkwürdigkeiten zu "Stellungnahmen"
zu Rudolf Raabe im ID.
Wir nehmen die Kritik der Hannoveraner sehr gern ernst. Sie ist
ja entstanden aus unseren eigenen Diskussionszusammenhängen
und formuliert von Leuten, die allerdings praktisch etwas für
Rudolf Raabe getan haben. Sie wird behandelt werden auf unserem
nächsten Termin, der im übrigen seit langem öffentlich
stattfindet und allgemein zugänglich ist: freitags in der TAZ
um 19 Uhr.
Die zweite sogenannte Stellungnahme ist eigentlich unter aller
Kritik, weswegen ihr es auch nur schwer gelingt, ihre in Wahrheit
giftigen persönlichen Motive zu verbergen.
Was wird dort ausgeführt? Etwa eine einzige konkrete, faßbare,
umsetzbare Idee zur Lage des Rudolf und wie ihm wirkungsvoll geholfen
werden kann? Sagen sie, er soll jetzt zurückkommen oder nicht,
unter diesen Bedingungen ja, unter jenen nein? Erfährt man
einen einzigen Satz dazu, wie denn nun die wohl notwendige Kampagne
politisch richtiger und wirkungsvoller im übrigen konzipiert
werden könnte? Wissen sie etwas darüber, wie seiner Krankheit
begegnet werden kann? Drucken sie unsere Dokumentationen billiger,
wo sie übers Geld schwätzen, das von ihnen allerdings
nicht kommt? Helfen sie irgendwo mit?
Nichts von alledem! Es geht ihnen überhaupt nicht um Rudolf
Raabe, und auch um keine "Politik", die sie ebenfalls
mit keinem Wort konkreter bestimmen. Es geht ihnen ums schlichte
räsonnieren, ums Mütchen kühlen an anderen, weil
ihre "Konten" allerdings seit 10 Jahren in jeder Beziehung
leer sind.
(. ..)
Warum sind sie so armselig auf unsereinen fixiert, seit Jahren,
statt sich mit sich selber zu beschäftigen, statt ein wirkliches
Wort dazu verlauten zu lassen, wie sie's denn nun wirklich besser
und richtiger machen wollen. Wir haben, nach hunderten von Stunden
nichtswürdiger Debatte dieser "Vereinigung der Freunde
der richtigen Köpfe", stets im Zustand der beschränkten
Haftung, unendlich satt. Wir wissen, was in Frankfurt losgewesen
wäre, hätten wir einzig dicke Traktate zur inflationären
Beschwörung der Gefahren der Baumschen "Liberalität"
losgelassen und der Rudolf wäre unterdes krepiert. Diejenigen,
die sich im ID verbreiten, wären die erste gewesen, die mit
Fingern auf uns gezeigt hätten, um nachzuweisen, daß
wir bekannten "Politchauvis" die Verantwortung trügen.
So "opportunistisch" sind sie nämlich. Wer ist denn
seit Monaten dutzendfach bis zur Erschöpfung auf Raabe- Veranstaltungen
von Berlin bis Köln präsent gewesen, um gerade an dem
Schicksal Rudolfs (dem politischen wie menschlichen) eben dieser
Baumschen Propaganda einen wirklichen Schlag zu versetzen, über
den andre bloß reden? Gegen wen ergießen sich wahre
Fluten von Ermittlungsverfahren, Beugehaftsandrohungen, Observationen,
Geldstrafen, Hausdurchsuchungen, doch nicht gegen unsere kritischen
Kritiker, Wer eigentlich, wenn nicht wir, hat denn in schriftlich
zur Genüge verfügbaren Stellungnahmen von allem Anfang
an deutlich gemacht, daß wir keinen einzigen "Baumschen
Bonus" erwarten, daß wir nicht daran glauben (siehe DOKU
Rudolf Raabe 11), daß Baum und Rebmann auf unsere Kampagne
einlenken, daß wir darüber und daran aber allerdings
eine möglichst wirkungsvolle Öffentlichkeit herstellen
wollen, woran wir eben bisher nicht "gescheitert" sind,
sondern was gelungen ist. Und wir hätten allerdings Rudi Carrell
auch noch miteinbezogen. Wer hat denn in diesem Zusammenhang (siehe
unsere TAZ- Veröffentlichung über die BKA Krake), die
allerdings hochpolitische Beziehung zwischen dem BKA und der Republik
Irland über den "Fall" des Rudolf Raabe hinaus publik
gemacht? Und wir waren es auch, die im Pflasterstrand an erster
Stelle ironisch- kritisch jene Unsittlichkeiten aufgezeigt haben,
die jemand hinter sich bringen muß, will er das fatale Solidaritätsverhältnis
in der BRD positiv und wirkungsvoll überwinden. Merkt ihr denn
nicht, daß anderen diese Bürde durch euch auferlegt wird,
weil ihr eben nichts tut, außer daß ihr unerhebliches
Räsonnement in die Welt setzt?
Ihr wißt nur, glaubt zu wissen, daß wir dieser "Liberalität"
zum Opfer fallen, weil wir "moralische" und "humanitäre"
Appelle formulieren. Motto: "Von einem inhumanen Staat kann
man keine Humanität erwarten", Die smarte formale Logik,
die darin sich ausdrückt, ist weder menschlich, noch ist sie
politisch, sie ist ein Produkt der verkommenen Verhältnisse
innerhalb der Linken der BRD.
Niemand käme auf den schwachsinnigen Gedanken, Frauen und
Angehörigen in San Salvador einen Vorwurf zu machen, wenn diese
vor die Ministerien der faschistischen Peiniger ihrer inhaftierten
und gefolterten Menschen ziehen, um "Humanität" zu
verlangen. Dort nämlich kann man sich's leisten, vernünftigerweise
auch aus "Humanität" eine schreiende Anklage zu machen,
weil wirkliche Bewegungen existieren, nicht nur das Räsonnement
politisierender Groupies, die ihren pur narzißtischen Träumen
allein und perverserweise dadurch zum Genuß verhelfen, daß
sie sie einzulösen versuchen über das Durchhaltevermögen
von den "Stars" in Knästen und in der erzwungenen
Immigration. Welch eine tatsächliche Armut, die richtige Politik"
nur über den Kopf des Rudolf Raabe (und' anderer) einlösen
zu können, weil ihnen doch selber gar nichts einfällt.
Wer sich jetzt den "politischen Raabe" wohlfeil entdecken
will, dem muß gesagt werden, daß Worte allein seinen
Wasserödemen nicht beikommen.
(. ..)
Was das Geld anbetrifft: wir haben 150 wache alternative Projekte
in und um Frankfurt ganz persönlich mit Briefen bedacht, wegen
einer Spende oder wenigstens wegen einer Unterschrift. Der Spärlichkeit
des Ergebnisses halber möchten wir die, die positiv reagierten,
gern nennen: ASH, Pflasterstrand, Strandfilm, Distel. Der Rest ist
wiederum Schweigen. Was die Verwendung irischer Pseudonyme angeht,
so sollten diejenigen den wahren Iren, die Rudolf Raabe allerdings
helfen, sobald nicht in die Quere kommen. Sie hätten ein Recht
auf Wut: sie helfen menschlich und kämpfen wirklich. Und das
ist auch der Unterschied zwischen euch und uns.
Initiativgruppe Rudolf Raabe, 637 Oberursel
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