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"Ein absurder Fehler"
Drei Tage später kam eine weitere Erklärung, diesmal
unterzeichnet und zwar mit "Revolutionäre Zelle Nicaragua".
Darin heißt es:
"Nach den Pressemeldungen am 16.6. und 17.6.79 sehen wir uns
gezwungen, noch einmal Stellung zu der Aktion zu beziehen.
- Der Sprengkörper hätte um 3.40 Uhr früh gezündet.
Daß er nicht gezündet hat, lag an einem technischen
Mangel, den wir inzwischen kennen. Nach diesem Zeitpunkt war eine
Explosion technisch nicht mehr möglich.
- Wir wußten, daß hinter dem Fenster des Lichtschachtes
brennbares Material lagerte. Im Umkreis von 150 - 250 Meter gibt
es keine bewohnten Häuser, Straßen oder Schienen, wo
jemand gefährdet gewesen wäre. Das, wofür wir uns
kritisieren, ist der absurde Fehler, der uns unterlaufen ist.
Der Grund für unseren Angriff besteht weiterhin. Somoza läßt
heute noch täglich von seiner - von Daimler- Benz, den USA,
Israel, Chile und Südafrika ausgerüsteten - Nationalgarde
Tausende von Zivilisten und Sandinistas abschlachten. Er läßt
die Elendsviertel von Managua bombardieren, weil er unter den Armen
eher Widerstand vermutet. Lebensmittelrationen werden nur an Reiche
oder Beamte verteilt. Auch dadurch versucht er, die Bevölkerung
auszurotten. Die Nationalgarde hat Befehl, alle über 13-jährigen,
die auf der Straße angetroffen werden, zu erschießen.
Gleichzeitig fordert ein großer Teil des US-amerikanischen
Senats Carter auf, die "rechtmäßige" Regierung
Nicaraguas, das Folterregime Somozas, aufzurüsten, "um
den Einfluß der USA in Mittelamerika zu stabilisieren."
"Daimler-Benz unterstützt nicht nur den Massenmord in
Nicaragua, sondern auch in Israel, Süd- Afrika, Namibia, Chile
oder Honduras. Daimler-Benz hat überall dort seine schmutzigen
Finger im Spiel, wo es um die Etablierung der Ausbeutung geht. (.
..)
Wir fordern die Bundesregierung auf, die provisorische Regierung
der Sandinistischen Befreiungsfront sofort anzuerkennen. Wir fordern
sofortige und umfassende Hilfsrnaßnahmen der BRD für
das Volk von Nicaragua. "
Von ihrer hohen strategischen Warte aus sind den revolutionären
Herrschaften offenbar ein paar Kleinigkeiten nicht aufgefallen.
100m Umkreis von 100 m liegen nämlich:
- sechs Wohnhäuser mit 68 Familien,
- das Frauengesundheitszentrum,
- der "Pflasterstrond",
- der "lnformationsdienst für unterbliebene Nachrichten
",
- die Bonifatius- Grundschule für 480 Kinder von sechs bis
zehn Jahren;
im Umkreis bis 250 m außerdem:
- sechs weitere fünfstöckige Wohnhäuser und
- die Regionalredaktion der "Tageszeitung"
Wir pfeifen auf die "revolutionären" Hobbybastler.
Wir hauen ihnen diesen Satz aus ihrer eigenen Erklärung um
die Ohren:
"Wir finden uns nicht damit ab. Wir wehren uns gegen jede
Form von Zerstörung und Repression"
Die Leute vom ID, Pflasterstrand, Autonomie, Frauengesundheitszentrum,
Druckladen, sämtlich in der Hamburger Alles 45, 6000 Frankfurt
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