|
Chile- Komitee
Ich möchte als Mitglied des Chile- Komitees kurz auf zwei
in Stil und Inhalt äußerst fragwürdige Zuschriften
an das INFO eingehen. Die eine betrifft die Chileflüchtlinge
aus Rumänien, in der anderen wirft uns die Revolutionäre
Zelle eine "hinterlistige" Unterdrückung ihrer Stellungnahme
zu einem Bombenanschlag im Hamburger Hbf. vor.
Zu der Art und Weise, wie sich diese Briefe mit einem bestimmten
Verhalten des Chile- Komitees auseinandersetzen, ist allgemein zu
bemerken ,daß es für die Aufrechterhaltung einer Kommunikation
überhaupt, also den Austausch gegenseitiger Meinungen und Erklärungen
eine gemeinsame Basis geben muß. Hier zum Beispiel, daß
jeder dem, anderen tatsächlich unterstellt, auf dem Boden einer
bestimmten Strategie, eine Praxis zu verfolgen, die im weitesten
Sinne etwas mit Emanzipation von Unterdrückung e.t.c. zu tun
hat. Von den Briefen hat man nicht den Eindruck, als wollten sie
das Chile- Komitee an einen bestimmten Punkt korrigieren.
Es wird vielmehr verbittert und frustriert das Chile- Komitee zum
Feind "Stalinist" erklärt, das man nur noch, mit
aller Mitteln bekämpfen kann. Diese 'Einschätzung"
muß aber wohl eher mit der politischen und persönlichen
Situation der Briefverfasser, als mit der Politik des Komitees erklärt
werden.
Nämlich:
- Unser Verhalten gegenüber den "Rumänien"-
Chilenen ist schriftlich und auf dem Teach- in vom 9.Sept. eindeutig
begründet worden. Wir haben in Übereinstimmung mit allen
chilenischen Parteien bis hin zum MIR, die Chilenen aufgefordert,
sozusagen mit "revolutionärer" Disziplin in Rumänien
auszuhalten, obwohl uns klar war, daß sie dort in ihren
politischen Betätigungsmöglichkeiten eingeschränkt
sind.
Wir wußten und wissen aber andererseits, daß die Chilenen
in Rumänien überleben können, d. h. daß sie
in jeder Hinsicht ausreichend. versorgt sind. Dies ist uns mehrfach
durch glaubwürdige Zeugen bestätigt worden. Deshalb
unsere Aufforderung; an :sie, wenn es auch schwer fallen sollte,
zu bleiben. Wenn ihr auch weiter überlegt, wie begrenzt unsere
Mittel und Einflußmöglichkeiten sind und wie schwer
um jeden Arbeitsplatz und jede Aufenthaltsgenehmigung für
chilenische Genossen in der BRD und Westberlin gerungen und gekämpft
werden muss, dann geht Euch vielleicht ein Licht auf, daß
wir uns auf die chilenischen Genossen konzentieren müssen,
die in Chile im KZ und in Folterkammern sitzen. Das alles haben
wir den Chilenen aus Rumänien gesagt; deren Verhalten kennt
ihr ja. Genossen vom Häftlingskollektiv stellt Euch mal einen
Moment vor, Ihr hättet für Knackigenossen in Berlin
eine begrenzte Anzahl Arbeiits- und Wohnplätze erkämpft,
und dann kämen welche aus Bayern, die überhaupt nicht
mehr im Knast drin sind, denen - aber die CSU-Regierung nicht
passt, und würden die Plätze beanspruchen. Sicherlich
würdet ihr gegen die Regierung protestieren, daß zu
wenig Plätze zur Verfügung stehen, aber andererseits
würdet Ihr den Knackis aus Bayern sagen, daß erst mal
die Genossen aus dem Knast heraus müssen, und alles andere
später kommt. Genau das haben wir auch getan. Wenn also demnächst
ähnliche Probleme auf: treten, und Ihr findet unser Verhalten
widersprüchlich, dann kommt auf unser Plenum und stellt mit
uns gemeinsam die Sache klar.
- zu den Genossen von der R.Z., Ihr wißt, daß das
Chile- Komitee eine der wenigen Gruppen in Berlin ist, bei der
es eine Bereitschaft gibt, Erklärungen anderer Gruppen zuzulassen,
auch wenn sie nicht direkt zum Thema passen. Schiebt bitte nicht
Eure Unzulänglichkeiten auf uns. Wir sind nicht Euer Briefträger
und haben im Übrigen beim Bierverkaufen auf andere Dinge
zu achten, als 'subversive' Zettel , Mitteilungen u.ä.
Im Übrigen ist mir selbst als 'Verantwortlichem', der ganzen
Veranstaltung währendessen nichts von einem Brief bekannt geworden.
Allerdings fragten mich zwei Genossen nach der Möglichkeit,
am Mikrofon eine kurze Erklärung abzugeben, was auch geschehen
ist. Euer Pamphlet im INFO ist uns also rätselhaft.
|