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RZ / Rote Zora

Stellungnahme zum Brief der "Revolutionären Zellen" an die RAF aus der Sponti- Linken

Euer Brief, den ihr schon lange vorhattet, aber erst jetzt - aus Angst vor einer möglicherweise angemessen scharfen Antwort (vor einer unangemessenen braucht ihr erst recht keine Angst zu haben), an die RAF richtet, gibt mir zu denken: Erstmal bin ich Teil dieser undogmatischen Bewegung mit der ihr euch verbunden fühlt, deren Argumente ihr richtig findet und dann find' ich euren Brief beschissen, die Argumente beschissen, weil sie zeigen wie die Auseinandersetzung läuft mit der Politik der RAF, dem Staat und ich werde das jetzt mal begründen:

Ihr schreibt, daß ihr Angst habt vor einer scharfen Antwort der RAF, so in dem Tonfall: ihr seid mindestens objektive Bullen und euer Brief sei eine Staatsschutzaktion. Was ihr da unterstellt ist daß die RAF Aktionen des Staatsschutzes nicht von anderen unterscheiden kann; wo es die RAF ist, die mit dieser Institution die längste, die schlimmste Erfahrung hat. Realität ist genau das Gegenteil: "Linke" haben Staatsschutzaktionen (Bombenanschläge) in Bahnhöfen) der RAF untergeschoben, damit einmal den Lügen des Staats geglaubt und sich zum andern gleich einen Grund geliefert, sich von der RAF zu distanzieren.

Ihr sagt, daß es für die RAF eine Notwendigkeit geben muß, sich mit Vorstellungen, Aktionen/ unserem Leben auseinanderzusetzen, sie sich andernfalls eigenmächtig zur Avantgarde der undogmatischen Bewegung erheben würde. Da fällt mir doch auf, die Frage, inwieweit sich die undogmatische Bewegung mit den Zielen, den Aktionen, denn diese bewirkenden Veränderungen, den Schriften, Äußerungen der RAF auseinandergesetzt hat; dieser Anspruch "wir müssen uns mit der Politik der RAF auseinandersetzen" wo ist der denn Realität geworden???

Nicht Wirklichkeit geworden ist er z.B. beim Artikel im Info Nr. 131, der eine Stellungnahme eines Info- Machers/in auf den offenen Brief an Gollwitzer ist:...Wir wollen jetzt hier nochmals betonen, wir stimmen mit wesentlichen Positionen der bewaffneten. Guerilla und anderen volkstümelnden Militanten nicht überein". Im nächsten Satz strengt sich dann der Verfasser an, die Solidarität in eine publizistische und politische zu trennen. Das Auseinandersetzen mit der RAF (was eine Auseinandersetzung mit dem Staat der Gesellschaft hier und international ), bedeutet zeigt sich manchmal schon im Vokabular, wie hier und anderswo z. B. in Stellungnahmen nach dem Tod Ulrikes. Oder auch im Anschluß an den Croissant- Brief im gleichen Info Nr. 136, wo der Schreiber in seiner unendlichen Differenzierungsfähigkeit den Brückner als einen naiven, wohlwollenden Linken bezeichnet. Wenn es stimmt, was die Wagenbach- Angestellten über ihren Chef sagen, wenn es stimmt, was Croissant übers Brückner/ Wagenbach- Buch sagt (ich habs nicht gelesen), dann: distanziere ich mich lieber von diesen beiden, als von "wesentlichen Positionen der bewaffneten Guerilla".

Das mit der Avantgarde, ist so eine Sache, eine schwierige. Eigentlich sind die Fragen die ihr an die RAF richtet (wie steht ihr zur Lorenzentführung, etc.) Akzeptierung und Eingeständnis an eine Avantgarde, oder warum richtet ihr die Fragen nicht an jemand anders. Oder doch nicht, ne, das ist eigentlich was anderes, was ihr, da macht, eher wie in der Schule, so ein Lehrer- Schüler- Verhältnis, so ein autoritäres Ding ist das. Das ist doch einfach albern:

Wenn da jemand oder eine Gruppe ist, die Erfahrung hat aufgrund der Praxis die sie macht, dann ist doch der Avantgarde oder wies genannt wird oder einfach derjenige, der was zu ner Sache sagen kann, weil er davon was weiß.

Zu dem Prozeß: Wenn ihr denkt, daß die Gefangenen dem Prinzing was über RAF- Struktur erzählen, dann verschätzt ihr euch ein bißchen sehr; wer da gemeint ist, sind Zuhörer, Journalisten, Öffentlichkeit und nicht ein Gericht von dem sie nichts anderes als Mord erwarten können. Über die Struktur der RAF gibt es nicht erst Informationen seit Brigitte Mohnhaupt in Stammheim war (stellenweise im Spiegel- Interview von 1973/74 ?)und das Fragment über Struktur.

Daß die RAF nicht in unsere Kraft vertraut, ist verständlich und richtig, nachdem sich erstmal irre viele von ihr distanziert haben, den Manipulationen von Staat/Medien eher geglaubt als ihnen ..."zu jeder Hetze bereit, zu keiner Praxis fähig" (Zitat RAF Jahr? )

Zu dem ID- Schreiber: Wie das mit den Meiden läuft, wißt ihr. Wenn der Sartre nach Stammheim kommt, berichtet das Fernsehen drüber, und zwar so, daß Sartre selber nichts sagen kann, nein, so ein Affe von Journalist interpretiert Sartre. Ich finde, wenn da einer ist, Andreas Baader, der was sagt, wovon er was weiß, dann braucht das keine interpretierenden Worte. Wenn ich eine Frau bin und sage was über Frauenunterdrückung, dann brauche ich verdammt noch mal keinen Typ, der mir das interpretierend formuliert. Dann sag ich das und will daß das so gedruckt wird. Wo ist da, der Unterschied, wenn ich weiß, das viele Typen keine Macker sein wollen - subjektiv - es objektiv aber genau sind, zu dem Vorwurf des objektiven Bullen.

Zu den Informationen über die RAF: Glaubt ihr nicht wir könnten langsam ticken, was Gerüchte, Falschmeldungen, lancierte Nachrichten sind oder nicht. ich kann euch nicht sagen, wie die RAF zu euren grundsätzlichen Fragen steht, aber ich z.B. finde die Lorenz- Entführung noch jetzt, einfach, na ja. Wie soll man eigentlich dazu stehen, liebe RZ, oder zu Stockholm, oder gar zu dem "emanzipierten Verhalten der 4 Frauen aus dem Lehrter- Knast" (ich werd irre), da kann ich nur sagen, da. sind 4 Frauen aus dem Knast abgehauen und wenn ich jemals reinkomme, dann mach ichs wenns geht, genauso.

Zu der Genfer Konvention, dem Status als Kriegsgefangene weiß ich nichts, außer:

daß ich mir nach all den Kämpfen nicht vorstellen kann, daß die RAF für eine "wahnwitzige Forderung", ihr leben wegwerfen will, außer: daß, wenn die Linke nicht verhindern kann, daß Gefangene hingerichtet oder durch Folter umgebracht werden, sie sich nur selber davor bewahren können.

Seit neuestem bedrohen also die Gefangenen schon selber ihr Leben oder was heißt das: sie werfen ihr Leben für ein Fetzen Papier weg. Das sind nur ein paar Gedanken die mir dazu spontan eingefallen sind und bei dem Schwachsinn den ihr geschrieben habt würde es mich bald nicht mehr wundern wenn ihr auf die Idee kommt zu fragen ob die RAF nicht ne cia- Organisation sei mit dem ziel der Spaltung der undogmatischen Bewegung.

MAIL
http://www.freilassung.de/div/texte/rz/ib138_100177c.htm