This is not a love song
Der folgende Beitrag soll dir einen kleinen Einblick in die Geschichte
der "RZ" verschaffen, aber auch über die momentane
Situation der Gefangenen aufklären. Trotzdem sollst du dir
bewusst sein dass dieser Text unvollständig ist. Falls du dich
nach der Lektüre dieses Textes dazu entscheiden solltest dich
für die "RZ" zu engagieren, und sei es nur eine kleine
Spende zum Abdecken der Prozesskosten, so findest du interessante
Infos auf der Homepage www.freilassung.de, die du allerdings auch
über uns (also die FA) beziehen kannst.
Sehr ausführliche Infos über die Geschichte von Praxis
und Inhalte der RZ gibt das Buch "Früchte des Zornes",
erschienen im ID-Verlag.
"Schafft viele RZ", denn bewaffneter Widerstand ist möglich,
so lautete eine der Parolen des Vermassungskonzepts der Revolutionären
Zellen.
Die "Revolutionären Zellen" waren eine von vielen
militanten Gruppen in Europa, die damals von Opferbereitschaft und
Idealismus angetrieben, in den siebziger Jahren, als bewaffneter
Kampf in den westlichen Metropolen zur Umwälzung des ausbeuterischen
und unterdrückerischen Systems des Kapitalismus noch offen
zur Diskussion stand, es mit der bestehenden heuchlerischen Ordnung
aufnehmen wollten. Ihr Ziel war es den autoritären Staat über
die von ihm durch Repression gesetzten Grenzen anzugreifen. Sie
repräsentierten die Form einer sozial-revolutionären Guerilla,
die ihre Kontinuität in der Durchführung bestimmter bewaffneter
Aktionen aufrechterhielt.
Zur ersten Aktion kam es am 16. November 1973, ein Anschlag auf
einen nordamerikanischen Multikonzern (ITT) in Westberlin, um auf
die us-amerikanische Beteiligung am Putsch in Chile (Pinochet ist
da sicherlich ein Begriff für die meisten) hinzuweisen.
Die diversen "Anschläge" auf Firmen, Behörden
und Militäreinrichtungen waren jeweils verbunden mit thematischen
Vorschlägen, so z.B.: eine konsequent antirassistische und
internationalistische Linie zur Unterstützung des in den USA
von der schwarzen Bevölkerung geführten Befreiungskampfes
(Black Panthers..), aber auch gegen die in den westlichen Ländern
geführte Flüchtlingspolitik und deren Durchsetzungsorgane
(an diesem Punkt muss erwähnt werden dass bei der Durchführung
ihrer Aktionen in der BRD niemals jemand ums Leben kam, mit Ausnahme
des damaligen Wirtschaftsministers in Hessen Heinz Karry 1981, der
bei einer aktion im rahmen der anti-Startbahn kampagne bei einem
"Unfall" bei einem RZ-Attentat erschossen wurde.
Dabei unterteilten sie selbst ihre Unternehmen in drei Bereiche:
Antiimperialistische Aktionen, Aktionen gegen Filialen und Komplizen
des Zionismus in der BRD (wobei dieser Bereich später noch
Folgen haben wird), Aktionen, die den Kämpfen von Arbeitern,
Jugendlichen, Frauen weiterhelfen sollen, die ihre Feinde bestrafen
und angreifen.
Die RZ wollten dass ihre Aktionen politisch orientierend wirken
sollten, ohne jedoch dabei eine avantgardistische Position gegenüber
dem damaligen "legalen" Widerstand einzunehmen.
Sie hofften durch die Unterstützung der "Teilbereichskämpfe"
(Hausbesetzer, Anti-AKW...), Grundlagen bzw. Keimformen einer sozialen
Umwälzung zu schaffen und versuchten deshalb diese zu ergänzen
und zu unterstützen. Sie sahen in den Teilbereichsbewegungen
die Funken einer möglichen Revolte und folglich versuchten
sie die militante Bereitschaft in diesen Bewegungen zu fördern,
was ihnen durch die Verankerung des bewaffneten Widerstands in der
linken Öffentlichkeit sichtlich auch gelang. Auch wenn das
Ziel, diese Bewegungen für revolutionäre Perspektiven
zu gewinnen und so die Kontinuität revolutionärer Politik
zu garantieren scheiterte.
Etwas später traten auch die "Rote Zora", eine aus
den RZ hervorgegangene bewaffnete Frauen-Gruppe an den Tag, welche
eigenständige Aktionen u.a. gegen Sexshops und Frauenhändler
(aber nicht nur) durchführten.
Bemerkenswert war dabei die Art und Weise, wie die RZ organisiert
waren, nämlich Bestanden sie aus dezentralen und autonomen
Gruppierungen, welche oft auch in der "legalen" Bewegung
aktiv waren, vorrausgesetzt sie waren noch nicht auf den Fahndungslisten.
Die Trennung innerhalb der RZ
Neben der inhaltlichen Trennung der "Roten Zora" von
den RZ während der Achtziger, kommt es 1976, nach der Entführung
eines AIR-France Flugzeugs, welches von Tel-Aviv auf dem Weg nach
Paris war, zu weitaus größeren Diskrepanzen innerhalb
der Gruppe. Durch die enge Verbundenheit zwischen Mitgliedern der
RZ und verschiedenen palästinensischen Gruppierungen, (die
Meinung dass Palästina das Zentrum im Kampf gegen den Imperialismus
bilde, war damals breit vertreten im linksradikalen Spektrum) unter
anderem die Waddi-Haddad-Gruppe, war es durchaus üblich dass
sich deutsche Guerilleros an arabischen Aktionen beteiligten. So
z.B. der Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien 1975 oder
die obengenannte Flugzeugentführung ein Jahr später.
Die Tatsache dass nämlich bei der Entführung die Geiseln
nach israelischer und nicht israelischer Herkunft selektiert wurden
(ob dabei auf jüdisch oder nicht-jüdisch geachtet wurde
ist fraglich), und dabei die Menschen israelischer Herkunft bei
den Entführern bleiben mussten, lösten innerhalb der RZ
starke Kontroversen aus.
Fest steht auf jeden Fall dass solche Aktionen nicht von ideologischem
Antisemitismus angetrieben wurden, obwohl die Frage offen bleibt
inwiefern antisemitische Ressentiments hierbei eine Rolle spielten,
wenn mensch bedenkt dass die in Zusammenarbeit mit den Palästinensern
geführten Kommandos der Unterstützung der palästinensischen
Befreiungsbewegungen galt und gegen die Expansionskriege führenden
und die palästinensische Bevölkerung unterdrückenden
Israelis waren.
Auf jeden Fall führte die AIR-France Entführung zur Spaltung
von der "Carlos-Gruppe", welche fortan die sogenannten
"internationalen Revolutionäre" bildeten.
Die erste Festnahme
Zur ersten bedeutenden Festnahme eines RZ-Mitglieds mit Konsequenzen
für die gesamte Bewegung, kam es 1978 durch die frühzeitige
Explosion einer für das argentinische Generalkonsulat bestimmte
Bombe. Herman Feiling (welcher die Aktion durchführte) verlor
dabei beide Augen, und ihm mussten beide Beine amputiert werden.
Am Tag nach dieser schweren Operation, noch völlig traumatisiert
und unter dem Einfluss der starken narkotischen und schmerzlindernden
Medikamente, wird Feiling von den Bullen für vier Monate an
einen geheimen Ort gebracht und protokollieren etwa 1200 Seiten,
was nach der deutschen Gesetzgebung selbstverständlich verboten
ist.
Die Polizei stellt daraufhin sieben Haftbefehle aus. Fünf
der Gesuchten gelingt es unterzutauchen (Rudolf Raabe, Rudolf Schindler,
Sabine Eckle, Sonja Suder und Christian Gauger), zwei der Haftbefehle
wurden jedoch vollstreckt, wobei eine später freigesprochen
wurde und eine zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.
Die Achtziger und die etappenweise Isolation der RZ
Zu Beginn der achtziger Jahre waren die RZ gegen die von der NATO
geführten Kriegspolitik aktiv gewesen, aber auch gegen die
rassistische Ausländerpolitik und Abschiebepraxis der BRD,
mit unter anderem Anschlägen gegen Ausländerämter
und die Lufthansa, welche sich eine goldene Nase an der Beteiligung
an den Abschiebungen verdiente.
Des weiteren sollte mensch die RZ nicht nur auf ihre Anschläge
reduzieren, sondern sollte sich stets vor Augen halten dass diese
Leute auch Arbeit im "legalen" Widerstand leisteten und
auch in ihren Schriften (Revolutionärer Zorn) durchaus selbstkritisch
sein konnten und auch z.B. Beiträge in der Auseinandersetzung
um die 35 Stunden Woche leisteten, in denen sie unter anderem die
Flexibilisierung der Arbeit vorausdeuten.
Seit Anfang der 90 scheinen sich die RZ langsam aufzulösen.
Eine nicht weniger wichtige Rolle scheint dabei der Zerfall des
Realsozialismus und die Wiedervereinigung Deutschlands gewesen zu
sein, welches einerseits Deutschland zu einer Weltmacht aufsteigen
ließ und ihrerseits neue Konzepte des revolutionären
Widerstands forderte. Die gesamte europäische Linke fiel in
eine Krise, und auch sie fanden wenig Verankerung in ihrem politischen
Umfeld. Der bewaffnete Widerstand fand keine sozial Basis mehr.
In Wahrheit sind wir von der Geschichte überrollt worden,
schreiben sie selbst in ihrem Auflösungspapier 1993. Mensch
muss bedenken dass die RZ sich während der Siebziger-Bewegung
herausgebildet hatten, als die Anwendung revolutionärer Gewalt
noch von einer breiten Masse als legitime Kampfform verstanden wurde
und die Guerillas in Lateinamerika noch einen zentralen Stellenwert
in der radikalen europäischen Öffentlichkeit besaßen.
Ohne diese noch in den Siebzigern bestehenden Rahmenbedingungen,
verlor auch ihr Konzept bewaffneterKampf-Vermittlung-Verankerung-Vermassung
seine Gültigkeit, die Vermittlung der bewaffneten und illegalen
Aktion in ein breites linkes Spektrum stellte sich als zunehmend
problematischer heraus, das sie schlussendlich zur Einstellung ihrer
Aktivitäten zwang.
Und was jetzt?
Gab es während der aktiven Phase der RZ wenig Erfolge auf
Seiten der Fahnder, teils auch durch Solidaritätsbewegungen,
welche die Anklage immer wieder in Beweisnot und in Argumentationsschwierigkeiten
brachte, so versuchen sie nun mit Hilfe eines Kronzeugen (Zeuge
der Anklage) den langersehnten großen "Coup" gegen
die RZ zu führen.
Die Festnahmen von Matthias Borgmann, Harald Glöde, Axel Haug
und Sabine Eckle gehen auf die widersprüchlichen und unkonkreten
Aussagen von Tarek Mousli zurück. Mousli selbst wurde 1995
verhaftet Unter der Anwendung der Kronzeugenregelung gelingt es
Mousli sich mehr oder weniger ohne weitere Konsequenzen aus der
Affäre zu ziehen, jedoch auf Kosten seiner ehemaligen Genossen.
Axel Haug und Harald Glöde werden Mitgliedschaft in den RZ,
unerlaubter Umgang mit Sprengstoff und Beteiligung an mehreren Anschlägen
vorgeworfen.
Sabine Eckle wird Mitgliedschaft bei den RZ und Beteiligung an
einem Anschlag vorgeworfen.
Matthias Borgmann, der zur Zeit seiner Festnahme auf dem akademischen
Auslandsamt der TU Berlin arbeitete, wurde am 18.04.2000 festgenommen.
Ihm wird das Gleiche wie Axel Haug vorgeworfen.
Der Beginn des Haupverfahrens war am 23.03.2001.
Mittlerweile ist auch Rudolf Schindler dem dasselbe wie seinen
4 anderen Genossen vorgeworfen wird an dem Prozess beteiligt.
Wir fordern die sofortige Freilassung aller fortschrittlichen politischen
Gefangenen weltweit.
Solikonto:
Martin Poell, Kto-Nr:2705-104
BLZ 100 100 10, Postbank Berlin,
Stichwort "Freilassung"
(hassan)
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