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FlüchtlingsRZ auf der Flucht ...?
Eure Entscheidung ist politisch falsch und abgesehen davon, daß
das BKA Anlaß zur Freude über Euren "niveauvollen"
Text hat, sind die Fragen, die Ihr zum Teil richtig stellt, schlecht
beantwortet.
Der schwache Stand, welche die linke Politik im gesamtgesellschaftlichen
Rahmen tatsächlich hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen,
daß die politische Situation eine offene ist. Ihr laßt
Euch täuschen von dem Etappensieg des kapitalistischen Patriarchats
über das kommunistische Patriarchat. Ihr erkennt zwar die sich
ab zeichnende Schärfe momentaner und künftiger sozialer
Widersprüche, verkennt aber darin die Bedeutung einer militanten
und revolutionären Linken, die kommende Widersprüche polarisieren
kann, sei sie derzeit noch so marginal. Die Geschichte des Widerstands
ist für Euch. nicht mehr berechenbar geworden, ohne zu sehen,
daß ein Teil der Berechenbarkeit Eure eigene politische Erstarrung
ausmachte. Ihr seid die letzten Jahre gegen einen Apparat ins Feld
gestiegen, habt Euch auf das alleinige Thema "Flüchtlinge
als revolutionäre Subjekt" gestürzt und wundert Euch
heute, wenn Euch die Ereignisse (Golfkrieg, DDR- Einverleibung)
überrollt haben. Statt aber die Diskussion insofern zu eröffnen,
indem Ihr die verbliebenen revolutionären Kräfte. in eine
Debatte einbezieht, welche die vergangenen Fehler beleuchtet und
den neuen Fragen der Zeit gewachsen sind, vebuddelt Ihr Eure Waffen,
verlaßt die Berge und macht den Eindruck, als sucht auch Ihr
einen konstruktiven Platz zur Neugestaltung der Demokratie. Und
das zu einem Zeitpunkt in dem die Linke paradoxer Weise Eure Praxis
aufgreift. Aber da Ihr ja immer Avantgarde sein wollt und lange
Zeit darum bemüht gewesen seid, die Defizite der Linken wegzumachen(Danke,
liebe RZ) wollt Ihr wohl auch dieses Mal uns Autonomen mit dem Schritt
Eurer Selbstauflösung zuvorkommen. ..Zugegeben, das ist platte
Polemik. Aber das Problem ist doch jenes, daß Ihr die Waffen
zu einem Zeitpunkt verbuddelt, wo zunehmend auf den Luxus demokratischer
Rechte gepfiffen wird und je nach Notwendigkeit diese gebeugt werden.
Die Verelendung und Not weiter Teile des Trikonts werden zudem gar
keine anderen Weg lassen, als daß jene Menschen nach Möglichkeiten
Ihres Überlebens suchen müssen und Unterstützung
in den Metropolen bitter nötig haben werden. Der Widerstand
wird sich zwangsläufig entwickeln, mit oder ohne Guerilla.
Ebenso die zur Kampfmotivation notwendigen Utopien. Ungeklärt
dabei ist, ob wir daran einen Anteil haben werden indem wir zu Impulsne
beitragen können, die den Widerstandsäußerungen
eine Richtung im Sinne revolutionärer Utopien geben. Oder ob
die Utopien von den Gegnern (von Faschisten, Nationalisten, Religionen,
Ideologen) besetzt werden. Das die Neuformulierung einer/mehrerer
Utopien nach dem Überfälligen Ende kommunistischer Staatsherrschaft
sich schwierig gestaltet und Trägerinnen und Träger des
Widerstandes uns gegenüber Anlaß zur Skepsis haben, sieht
doch außer Frage...oder? Das aber Ihr, liebe RZ , diesen Fragen
tatsächlich nicht gewachsen seid, beweist Ihr zum wiederholten
Mal mit Euren dummen Seitenhieben auf die antipatriarchalen Schrittversuche
Eurer Genossen.
Es ist davon auszugehen, daß Eure 86er Kampagne auf deren
Hintergrund alle autonomen Gruppen heute antirassistische Politik
machen, deshalb an dem Sexismus der Flüchtlingsmänner
bricht, den diese mit in die Metropole bringen (Stichwort TU Berlin),
weil Ihr die Flüchtlinge unhinterfragt zum revolutionären
Subjekt erklärt habt(was in sich schon falsch war). Ihr habt
die Bedeutung der sexistischen Herrschaft und des internationalen
Patriarchats in Eurer Kampagne außer acht gelassen. Dabei
haben Euch die Schwestern immer wieder ihr Verständnis von
Herrschaftsstrukturen durch jede Aktion mitgeteilt. Euer Verweiß
darauf, daß wenn Ihr nicht so blöd gewesen wärt,
dann hättet Ihr mit Euren Schwestern eine gemeinsame Politik
entwickelt, ist nicht nur eine elegante Frechheit einer Horde Elefanten
im Porzellanladen/sondern Ihr habt eine historische Chance vertan,
(wie Männer das halt so machen) , zu der Ihr Euch nicht äußert.
Das ist nämlich nicht eine andere Geschichte, sondern das ist
ein Teil Eurer Geschichte und Eures Scheiterns! Das positive Eurer
Veröffentlichung ist die Veröffentlichung selber. Sie
ermöglicht die Auseinandersetzung und bricht das Siegel Eurer
Erstarrtheit, auch wenn Ihr mit Eurem Ausstieg diesen offenen Moment
sofort bereinigt (ja keine Unsicherheiten aufkommen lassen. .).
Eine Diskussion mit Euch um Aufhören oder Weitermachen scheint
mit Euch auf dem Hintergrund Eurer Entscheidung nicht mehr möglich...
Die Tatsache aber, daß Ihr gut schreiben könnt, und uns
Autonomen auch eine Menge an Erfahrungen vorraushabt, von denen
Ihr (noch) schöpfen könnt, kann aber nicht über Merkwürdigkeiten
Eurer Sichtweise hinwegtäuschen. Einerseits veröffentlicht
Ihr in der Konkret, in der spalterische Demokraten eine Greultat
nach der anderen begehen (Golfkrieg), die Ihr damit noch aufwertet,
statt in autonomen Publikationen. Andererseits aber scheint Euer
Fehler diesbezüglich weitergehender Natur zu sein. Ihr messt
Euch in der Anerkennung Eurer Aktionen in den Schlagzeilen der Medien
der Gegnern und macht an dem üblichen Verschweigen Eure Bedeutungslosigkeit
fest. (Um die Schaffung einer Gegen"propaganda" scheint
es Euch weniger zu gehen.) Das Schlimme daran ist letztlich, daß
Ihr Eure Bedeutung faktisch historisch negiert und Euch zu Trotteln
macht, weil Ihr Eure Bedeutungslosigkeit erst dadurch schafft.
Eure anschließende Schnellebigkeit, mit der Ihr plötzlich
in einer nichtrevolutionären Zeit, möglichst schnell zur
Revolution kommen wollt, ist zwar löblich, aber Eure revolutionäre
Ungeduld und die anschließenden Enttäuschungen über
das Nichtaufgreifen Eurer Aktionen in der Gesellschaft werden plötzlich
zur(gewünschten) Bestätigung Eurer scheinbaren Bedeutungslosigkeit
und zur Legitimation für das Verbuddeln Eurer Waffen.
Mann sollte Euren Text und die inhaltliche Diskussion insofern
aufgreifen, die richtigen Fragen fein säuberlich von den falschen
Fragen und Antworten zu trennen und zur positiven Diskussion um
Neubestimmung revolutionärer, militanter und bewaffneter Utopie,
Theorie und Praxis verwenden...
Auf Wiederhören
Erasmus Hasenfuß
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