Redebeitrag, gehalten auf der Demo am 22.12.99 in Berlin
Liebe Berliner Bürger!
Aktion "saubere, sichere, sorgenfreie und sprengstoffreie
Hauptstadt".
Machen Sie mit!
Denn wer lebt schon gern sorgenbelastet inmitten von Dreck, Sprengstoff
und Unsicherheit? Insofern ist die Wochenendarbeit der
grünuniformierten Suchtrupps, die am Sonntag morgen den Berliner
Mehringhof nach Sprengstoff durchsuchten, eigentlich sehr zu
begrüßen.
Der Fehler war nur: sie fanden ihn nicht und haben vor lauter Frust dann
auch noch das Aufräumen und Putzen vergessen!
Nicht nur das: sie vergaßen auch, die aufgebrochenen Schlösser
wieder zu reparieren sowie die Löcher, die sie bohrten wieder
zuzuspachteln. Wie neugierige 3-8jährige Kinder zerfetzten sie sogar
Puppen und haben eine große Unordnung hinterlassen.
Woran liegt das nur? Lag das wirklich nur an der Enttäuschung, weil
sie den Mehringhof nicht von dem gefährlichen Sprengstoff befreien
konnten oder daran, daß die Sonntagsarbeit bei der Polizei so
schlecht bezahlt wird?
Wir finden das gar nicht gut, denn Sprengstoffsucher, die nichts finden
und Ordnungshüter, die mehr Unordnung schaffen, als sie beseitigen,
können wohl kaum für eine saubere und gefahrlos tickende
Hauptstadt sorgen. Dies hat uns extrem verunsichert und wir denken,
daß die Berliner Polizei einen Verunsicherungsextremismus
betreibt.
Als besorgte Bürger haben wir deshalb einen Rat gebildet, um
wirklich für Sicherheit und Sorgenfreiheit sowie Ordnung zu sorgen,
wenn die Polizei dazu nicht in der Lage ist. Als erstes wollen wir den
Berliner Innensenat und das Innenministerium der Berliner Republik dabei
unterstützen, nach allem Sprengstoffverdächtigen zu fahnden um es
ihnen dann zu übergeben.
Besonders verdächtig sind Geschäfte (auch im Mehringhof wurden
überwiegend Geschäfte und Büros durchsucht) und Drahtzieher
des Sprengstoffhandels scheinen nach der Meinung unserer
Sicherheitskräfte überwiegend Hausmeister aller Couleur zu sein.
Helfen Sie deshalb mit: beobachten Sie alle Hausmeister, gehen Sie in
Geschäfte und gucken Sie dort nach dem Rechten.
Helfen Sie bei der Suche! Verdächtig sind z.B. insbesondere alle
Uhren (sie ticken nicht nur, sondern eignen sich für
Sprengstoffanschläge), aber auch Elektroartikel, Kabel, etc.
Gründen auch Sie einen Mobilen Sprengstoff-Suchdienst und
beschlagnahmen Sie verdächtiges Zeug! Lagern Sie es an einem sicheren
Ort und setzen sich mit uns in Verbindung! Informieren Sie aber nicht die
Polizei - denn die macht ja nur Unordnung - sondern warten Sie, bis wir
alles Gesammelte gemeinsam dem Innensenat sowie Innenministerium und seinen
Sprengstoffexperten übergeben können!
Der Rat "Für eine sprengstoffreie, sichere, saubere und
sorgenfreie Hauptstadt" trifft sich das nächste Mal wieder - wenn
nicht doch der Weltuntergang dazwischenkommt - am 6. Januar 2000 um 20 Uhr
im Mehringhof.
Bis dahin sind sicherlich schon einige besorgte "mobile
Sprengstoffsuchdienstgruppen" unterwegs gewesen und können
über ihre Erfahrungen berichten. Vielleicht aber wissen wir bis dahin
auch, was ja alle schon ahnen: daß die Sprengstoffsuche im Mehringhof
nur dazu diente, von den Waffen- und Sprengstoffdeals der
Ober-Ordnungshüter abzulenken und deshalb die Gefahr ganz woanders
lagert?
FÜR EIN SORGENFREIES LEBEN! BEFREIEN WIR UNS VON DEN ALTLASTEN
DER ANGST!
ENTSORGEN WIR DEN SPRENGSTOFF IN DEN GEMÜTERN FALSCHER ORDNUNGSMACHER
UND -HÜTER! DIE NORM-ZEIT IST EIN PULVERFASS!
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