www.freilassung.de
Zurück zur Startseite  
Satire

Kriminal- Kabarettlalü

Der Berliner Polizeipräsident zeigt einem Kollegen aus Hessen das Mehringhoftheater, während 1000 Beamte des Bundesgrenzschutzes nach Sprengstoff suchen.

Beeindruckt ist er schon ein wenig, der Herr Präsident. Er darf mit seinen Mannen gerade Mal den Eingang des Objektes sichern. Andererseits ist er sich sicher: Das hätten wir genau so gut gemacht, und zwar kein bißchen anders. Und das ist auch richtig so. Die zwei Kollegen sind sich einig: Wahnsinn! Immerhin geht es um Terrorismus! Laufen einfach frei herum, verstecken sich nicht mal, und das noch über Jahre. Unglaublich, aber das ist jetzt ja wohl vorbei. Was ist denn das? Der Gast von außerhalb blickt staunend in das Kabarett-Theater. Der Präsident der Hauptstadtpolizei weiß Rat: Er ist ein Kenner allen Kabaretts. Mit seiner Frau war er schon oft Besucher hier im Mehringhof. Was haben wir gelacht! Die besten Pointen weiß er immer noch und gibt sie jetzt dem andren Oberkriminaler weiter. Der eine, der den Strauß so gut gegeben hat, den werde ich niemals vergessen. Schon steht der Kabarett-Liebhaber auf der Bühne und schimpft als Strauß auf Wehner, Brandt, Schmeißfliegen, Ratten und dergleichen. Die Oberpolizisten lachen laut, und ihr Gespräch wird immer lauter, denn vor dem Kabarett-Theater, da wird die Wand des Treppenhauses aufgestemmt.

Habt ihr ihn schon? Die beiden fragen regelmäßig, ob man den Sprengstoff schon gefunden habe. Das würde mich so freuen, dann wären sie geliefert, diese roten Brüder. 1000 Grenzschutzpolizisten durchwühlen das Projekt, von dem der eine sagt, daß es ihm lange schon verhaßt ist. Der andre stimmt ihm zu. Daß es das überhaupt noch gibt, daß Menschen nichts kapieren. Die beiden denken an die Neue Mitte, das seien Leute, die haben wenigstens gelernt. Auch wenn es Schwachsinn war, was sie zu Olims Zeiten einmal abgesondert hätten, heute kann man stolz sein, vor allem auf den einen, den sie von jetzt an, das haben sie vereinbart Joseph und nicht mehr Joschka nennen wollen.

Die armen Kabarett-Akteure. Der Hauptstadt-Oberpolizist ist sicher, daß man sie mißbraucht hat. Die haben sicher nicht gewußt, daß hier der rote Terror produziert wird. Wie oft schon hat er sich gewünscht, die Bühne würde umziehen. Der Ku'damm, meinetwegen auch die Friedrichstraße, das wären Kabarett-Adressen ersten Ranges, dort hätte er viel lieber laut gelacht.
Habt ihr ihn schon? Noch immer ist das Waffenlager nicht entdeckt. 1000 Grenzschutzpolizisten suchen zwischen allen Zwischendecken. Das wichtigste ist doch, daß die jetzt sitzen. Egal, ob sie noch Sprengstoff finden oder nicht. Die jetzt im Knast sind, sitzen wegen Terrorismus, die sind jetzt erst mal weg vom Fenster, da braucht es keinerlei Beweise. Das wäre ja noch schöner, wenn man die roten Brüder jetzt behandeln würde wie normale Kriminelle. Die beiden lachen laut. Ja, der war gut! Wir wären auch nicht schlecht als Kabarett-Darsteller. Kriminal-Kabarett! Das war noch besser, jetzt lachen sie noch lauter. Das Kabarett braucht frisches Blut, da muß mal wieder was passieren, womit niemand rechnet. Genau so wie es im Moment geschieht. 1000 Grenzschutzpolizisten kämpfen gegen Revolutionäre Zellen.

Kriminal-Kabarett, die Stimmung der Kollegen ist auf dem Höhepunkt. Jetzt spinnen sie sich eine erste Show zurecht. Stimmimitatoren wären sie jetzt gern. Krenz und Kohl in einer Zelle, das wäre sicherlich ein Oberbrüller. Sie würden gerne weiterlachen, doch jetzt besinnen sie sich wieder. In erster Linie geht es darum, den roten Terror auszurotten.
1000 Grenzschutzpolizisten stemmen Türen, Wände, Decken auf.

Zwei Oberpolizisten stehen im Kabarett-Theater und sind stolz darauf, dabei zu sein

Andreas Rüttenauer 01/2000

MAIL
http://www.freilassung.de/diverses/satire/ruet.htm